Um die Weltbevölkerung längerfristig zu ernähren, braucht es eine ökologisch und sozial verträglichere Landwirtschaft. Hier setzt die Agrarökologie an.

Die Agrarökologie ist unser Werkzeug, um ein nachhaltiges, gerechtes und gesundes Ernährungssystem zu erreichen. Der vielschichtige Ansatz basiert auf natürlichen Kreisläufen, schont die Ressourcen und verringert die Abhängigkeit von externen Faktoren wie chemischen Düngemitteln. Zudem stärkt die Anbauweise den Boden - und schützt so vor Stürmen, Starkregen oder Dürrezeiten.

Im Gegensatz zum biologischen Landbau greift die Agrarökologie weiter. Sie ist eine umfassende, vielschichtige Landwirtschaftsform, die gesellschaftliche, wissenschaftliche, wirtschaftliche und politische Aspekte mit einbezieht. Durch die Agrarökologie lässt sich unser Konsum-, Landwirtschafts- und Ernährungssystem grundlegend verändern.

SWISSAID setzt bei der Arbeit in den Projektländern seit Jahren auf den nachhaltigen Ansatz und ist überzeugt: Agrarökologie ist ein wichtiges Puzzleteil zur Erreichung der Nachhaltigkeitsziele der UNO.

Die 13 Prinzipien der Agrarökologie

SWISSAID stützt sich auf die 13 Prinzipien der Agrarökologie, die vom HLPE (High Level Panel of Experts) definiert wurden. Sie basieren auf den 10 Prinzipien der Agrarökologie der FAO (Food an Agriculture Organisation) und die 13 Prinzipien der CIDSE (Coopération Internationale pour le Développement et la Solidarité). SWISSAID orientiert sich an diesen 13 Prinzipien und fügt ein vierzehntes hinzu: die Gleichstellung der Geschlechter – ein entscheidendes Element in der Agrarökologie.

Klicken Sie im Bild auf die verschiedenen Prinzipien, um mehr über sie zu erfahren!

 

 


SWISSAID setzt Schwerpunkte

Bei der Projektarbeit in unseren neun Ländern setzen wir den Fokus auf folgende fünf Aspekte:

1. Bäuerinnen

Die Agrarökologie bietet Frauen eine vielfältige Rolle in der Führung des Haushalts. Gleichzeitig stellt sie die patriarchale Strukturen innerhalb der Familie in Frage und ermöglicht den Frauen bessere wirtschaftliche Möglichkeiten. Durch niedrige Start- und Produktionskosten, einfache und effiziente Produktionstechniken und über die Zeit stabile Erträge ist der Ansatz weniger riskant, erschwinglicher und für Frauen besser zugänglich als andere Anbaumethoden.

Darüber hinaus erfordert die Erforschung agrarökologischer Methoden Räume und Möglichkeiten zum Austausch. In Fachgruppen tauschen sich Frauen untereinander aus. Dadurch wird das Selbstvertrauen gestärkt und die Gleichberechtigung gefördert.

2. Biodiversität und Saatgut

Die Agrarökologie bewahrt und stärkt die Artenvielfalt. Sie ermöglicht die Entwicklung neuer Arten von lokalem, an die Umwelt angepasstem und damit widerstandsfähigerem Saatgut. SWISSAID unterstützt und fördert diese traditionell bäuerliche Saatgutsysteme. Vor allem Bäuerinnen spielen eine wichtige Rolle bei der Erhaltung und Förderung von Saatgut. Weitere Informationen.

3. Verschiedene Einnahmequellen

Die Vielfalt der Anbaukulturen ermöglicht es den Familien, das ganze Jahr über verschiedene Produkte zu verkaufen. Dies sichert ihnen eine stabile Einkommensquelle. Durch den Einsatz von eigenem Saatgut, lokal verfügbaren Materialien zur Herstellung von organischen Düngemitteln und Pestiziden, systemischen Verbesserungen oder auch Nährstoffrecycling können die Produktionskosten im Vergleich zu einem herkömmlichen landwirtschaftlichen System deutlich gesenkt werden. Der Zugang zu lokalen Märkten und mit lokalen Produkten erhöht das Einkommen zusätzlich.

4. Anpassung an den Klimawandel

Agrarökologische Praktiken stärken die Widerstandsfähigkeit des Ökosystems und der ländlichen Gemeinschaften gegenüber der Klimakrise. Sie ermöglichen es, die Produktion und Produktivität angesichts eines zunehmend unberechenbaren Klimas mittel- und langfristig aufrechtzuerhalten. Ausserdem verursacht der agrarökologische Anbau weniger Treibhausgase. Die bearbeiteten, reichhaltigen Böden nehmen Kohlenstoff aus der Atmosphäre auf, während sie gleichzeitig die Widerstandsfähigkeit von Kleinbauernfamilien erhöht. Mehr dazu.

5. Netzwerke und Wissenstransfer

Die Agrarökologie ist ein Bereich, der viel Wissen erfordert. Traditionelles Wissen, vor allem das der Landfrauen, wird besonders geschätzt und mit wissenschaftlichen Erkenntnissen verknüpft.

SWISSAID unterstützt den Wissensaustausch zwischen Bäuerinnen und Bauern, Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, Beraterinnen und Beratern, Partnern, externen Akteuren und Mitarbeitenden, um voneinander zu lernen und die Agrarökologie horizontal und vertikal weiterzuentwickeln. Zu diesem Zweck ist die Einrichtung von Mechanismen für den Wissensaustausch auf verschiedenen Ebenen von entscheidender Bedeutung.

In unseren Partnerländern unterstützt SWISSAID Allianzen, «Kompetenzzentren» oder nationale Plattformen, die zur Transformation der heutigen Ernährungssysteme hin zu einer nachhaltigeren Landwirtschaft und Ernährungssystemen beitragen sollen.

In der Schweiz ist SWISSAID Mitbegründerin der Allianz Sufosec, um Synergien zwischen verschiedenen Organisationen zu fördern. Die Allianz hat eine Lerngruppe für Agrarökologie ins Leben gerufen. Ziel ist, Wissen über die verschiedenen Praktiken weltweit auszutauschen und neuste Ergebnisse zu teilen.

Schliesslich ist SWISSAID Gründungsmitglied von Agroecology Works! Das Netzwerk bringt Akteure zusammen, die in der Schweiz im Bereich der Agrarökologie arbeiten, um die breite Öffentlichkeit zu sensibilisieren und den nachhaltigen Ansatz zu fördern.

Wir sind Ihre Ansprechpartnerin

SWISSAID verfügt über langjährige Expertise in Sachen Agrarökologie. In unseren neun Parnerländern arbeiten die lokalen Koordinationsbüros mit Expertinnen zusammen. Diese unterstützen die Partnerinnen vor Ort und fördern den Wissensaustauch über Agrarökologie.

Die Spezialisten aus den Partnerländern halten regelmäßige Treffen ab. Diese Communautés de Pratique (CoPs) tauschen sich auf internationaler, nationaler und regionaler Ebene aus und fördern den Austausch und die gemeinsame Schaffung von neuem Wissen.

Je nach Land arbeiten die SWISSAID-Mitarbeiterinnen eng mit Universitäten oder Forschungszentren zusammen, um das Wissen aus der Praxis mit wissenschaftlichen Analysen zu verknüpfen. Unsere grösste Zusammenarbeit besteht in Tansania. Dort forscht das SWISSAID-Büro mit der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich und der Sokoine University in Tansania.

Hören Sie hier unseren Podcast zum Thema!