Klimakatastrophe

Hitze im Land der tausend Vulkane

In Nicaragua bestimmt die Klimakatastrophe das Leben der Bauern. Gegen Dürre und Überschwemmungen sind sie machtlos. Doch gegen die Auswirkungen helfen agroökologische Anbaumethoden und das richtige, lokale Saatgut. So binden die Bauern erst noch mehr CO2 im Boden.

Die Fakten

Land, Region:
Nicaragua, Matagalpa
Dauer:
Juli 2016 - Juni 2021 (Projekt beendet)
Begünstigte:
335 Kleinbäuerinnen und Kleinbauern. Indirekt ungefähr 1'100 Kleinbauernfamilien
Gesamtprojektbudget:
125'545 CHF

Die Ziele

Ziel des Projekts ist, dass die Kleinbäuerinnen und Kleinbauern qualitativ hochwertiges, traditionelles Saatgut produzieren, damit die Ernte den Eigengebrauch an Nahrung abdeckt und Überschüsse verkauft werden können. Das Projekt zielt darauf ab, die technischen und wissenschaftlichen Kenntnisse der Produzentinnen und Kleinbauern im Bereich der traditionellen Sorten zu stärken und so die lokale genetische Vielfalt von Mais, Bohnen und Sorghum zu erhalten.

Dieses Projekt wird durch den Programmbeitrag der DEZA mitfinanziert.

Die sanften Hügel und die idyllische Landschaft rund um Matagalpa, einer Stadt nördlich von Managua, täuschen. In den abgelegenen Weilern kämpfen die Bauernfamilien seit einigen Jahren gegen die Auswirkungen des Klimawandels. «Es wird spürbar wärmer», sagen sie, manchmal steige die Temperatur bis auf 35 Grad, 5 Grad mehr als früher. Allein die Hitze verringert die Ernte und ihre Lagerfähigkeit. Wussten die Bauern früher, dass Anfang Mai Regenzeit und Aussaat anstehen, so ist das heute alles andere als sicher. Entweder verdorrt die Saat auf den Feldern, weil der Regen einfach nicht kommen will. Oder Starkregen schwemmt die Körner weg. «Diese Unsicherheit ist gravierend», sagt Felipe Salgado, 53, Bauer mit Leib und Seele. Um auf seinen wenigen Hektaren überhaupt noch die Grundnahrungsmittel Bohnen und Mais ernten zu können, sät er hälftig dürreresistente und regentolerante Sorten aus. Je nach Wetter wächst auf der einen Ackerhälfte wenig bis nichts. «Trotzdem ernte ich mehr als früher.»

Wegen der Klimaerwärmung braucht es für Bauernfamilien andere Lösungen.

«Chaos» bringt Erfolg

Wie kommt das? Auf seinen Feldern pflanzt er heute eine enorme Vielfalt an Nutzpflanzen an. Was für Laien an Wildwuchs erinnert, ergänzt sich in Wahrheit aufs Beste. Mit Kursen und Besuchen auf Vorzeigebetrieben hat er vor einigen Jahren die agroökologische Landwirtschaft kennengelernt. Heute weiss er, welche Pflanzen wo am besten gedeihen, wie er den Boden vor Erosion schützen und die Fruchtbarkeit erhöhen kann. Auf seinem Fünfhektarenbetrieb hat er Mischkulturen angelegt und diverse Gemüsesorten angepflanzt, die er mit selbst hergestelltem Biodünger und Home-made-Pestiziden pflegt. Rund um die bescheidene Finca spenden Fruchtbäume Schatten. «Wir haben alles, Papaya, Mango, Kokosnuss», sagt er und blickt stolz in die Runde.

Vielfältiges Saatgut – vielfältige Ernte

Agroökologie: Gut für das Klima

Dank der Diversifizierung kommt er mit seiner fünfköpfigen Familie über die Runden. Agroökologische Anbaumethoden führen zu vollen Lebensmittelspeichern. Und zu weniger CO2 in der Atmosphäre. Gesunde Böden binden das Klimagas besser, wenn die Bauern keinen chemischen Dünger ausbringen, die Erosion durch Terrassierung und Bepflanzung stoppen und die Bodenfruchtbarkeit erhöhen, indem sie nicht mehr pflügen, sondern Kompost ausbringen. Felipe Salgado ist es auch deshalb gelungen, die Auswirkungen des Klimawandels abzufedern: Er legte ein Regenwasserbecken an, dank dem er bei Trockenheit die Felder bewässern kann. Er verwendet das richtige lokale Saatgut und hat aufgehört, die Felder abzubrennen. In seinem Dorf folgen bereits viele dem Beispiel seiner Familie. Deshalb ist er trotz allem guter Dinge. «Ich hoffe sehr, dass einer meiner Söhne den Hof übernehmen wird.»