Widerstandsfähiges Saatgut in Indien

Traditionelle Vielfalt statt industrielle Einfalt

Bäuerliches Saatgut ist vielfältig und an die lokalen Bedingungen bestens angepasst – zudem bildet es die Basis für eine gesunde und dennoch preiswerte Ernährung. Es erfüllt also alle Bedingungen, um lokale Nahrungsmittelsysteme unabhängiger und resilienter zu gestalten. Gerade in Hinsicht auf die weltweite Klimakrise sät dies Hoffnung.

Die Fakten

Land, Region:
Westbengalen, Odisha und Karnataka (Indien)
Dauer:
Juli 2021 - Juni 2025
Gesamtprojektbudget:
CHF 2'354'272

Die Ziele

Das Projekt CROPS4HD in Indien zielt darauf ab, die Lebensgrundlagen von Kleinbäuerinnen und Kleinbauern gegen die Auswirkungen des Klimawandels zu verbessern. Dabei wird ein nachhaltigeres Nahrungsmittelsystem angestrebt, welches eine ausgewogene und vielseitige Ernährung der ländlichen Bevölkerung ermöglicht. Um das zu erreichen, wird die Nutzung und der Erhalt von bäuerlichen Saatgutsorten gefördert. Im Zusammenspiel mit agrarökologischen Anbaumethoden werden landwirtschaftlich Ertrag gesteigert und langfristig gesichert.

Dieses Projekt wird durch den Programmbeitrag der DEZA mitfinanziert.

Seit der Covid-19-Pandemie stehen viele Kleinbauernfamilien vor dem Ruin. Ihre finanziellen Reserven sind aufgebraucht. Nun kämpfen sie gegen den Klimawandel an, gegen lange Trockenperioden und Überschwemmungen. Als Ausweg bietet ihnen die Industrie hochpotentes Hybrid-Saatgut an, das Rekordernten erzielen soll. Was in der Theorie und im Labor vielversprechend aussieht, endet auf den Feldern Indiens oft im Debakel: Ganze Ernten fallen aus, weil das teure Saatgut weniger strapazierfähig ist als angepriesen. Dem Ernteausfall folgen astronomische Schulden und durch Pestizide und Kunstdünger ausgelaugte Böden.

Bis heute bietet das nationale Ernährungssystem keine ausreichende und gesunde Ernährung für die rund 1,4 Milliarden Inderinnen und Inder. Rund jeder siebte Mensch im Land ist von Mangelernährung oder Unterernährung betroffen.

Diese Situation wurde durch die landesweiten Lockdowns weiter verschärft. Das hatte zur Folge, dass die Ernährungsversorgung vieler Familien auf dem Land schlechter wurde. Speziell das Leben von Landlosen, alten Menschen, alleinstehenden Frauen und Menschen mit Behinderungen wurden stark eingeschränkt.

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Nachhaltige Märkte und Banken

Das Projekt wird in den drei indischen Regionen Westbengalen, Odisha und Karnataka durchgeführt. Damit die Ernährungssituation vor Ort verbessert werden kann, müssen in Zukunft die lokalen Märkte wieder mehr ins Zentrum des Nahrungsmittelsystems rücken. Zurzeit haben Kleinbäuerinnen und -bauern kaum Möglichkeiten, sich an diesen Märkten zu beteiligen.

Einerseits ist es für sie oft schwierig, deutlich mehr zu produzieren als für den Eigenbedarf nötig ist. Andererseits ist der Verkauf der geringen Überschüsse wegen den hohen Transportkosten zu den Märkten unrentabel. Aus diesem Grund setzt das Projekt bei der Bewerbung von lokalen, gesunden und vielfältigen Produkten an. Weiter werden lokale Märkte und Veranstaltungen gestärkt, die den Austausch und Verkauf von kleinbäuerlichen Produkten anregen sollen.

Durch CROPS4HD entdecken Kleinbauernfamilien alte Sorten von neuen Seiten. Die agrarökologischen Anbaumethoden steigern die Erträge und ermöglichen eine gesunde Ernährung zu erschwinglichen Preisen.

Weiter sollen Saatgutbanken den Zugang zu lokal angepasstem Saatgut in den Gemeinden verbessern. Die Aufbewahrung von in Vergessenheit geratenen Saatgutvariationen in gemeinschaftlichen Saatgutbanken wird den Austausch unter den Bäuerinnen und Bauern auf Gemeindeebene vereinfachen. Das macht auch das für den Anbau nötige Wissen einfacher zugänglich.

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Zurück zu den Wurzeln

Die globale Klimakrise sowie auch die anhaltende Ungewissheit darüber, in welcher Form uns das Coronavirus in den kommenden Jahren begleiten wird, prophezeit der Welt viele grosse Herausforderungen für die kommenden Jahrzehnte. CROPS4HD nimmt sich in Indien dieser Bürde an und setzt dabei auf traditionelles Wissen und eine Vielfalt von bäuerlichem Saatgut, die sich in den letzten Jahrtausenden entwickelt hat. Da sich diese lokalen Saatgutvarianten über tausende von Jahren an die lokalen Bedingungen anpassen konnten, sind sie für die kommenden Herausforderungen besonders geeignet.

Das Projekt wird deshalb, unterstützt durch eine gesteigerte Nachfrage, die Produktion dieser bäuerlichen Sortenvielfalt fördern. Zudem stehen die SWISSAID-Mitarbeitenden vor Ort den Bäuerinnen und Bauern bei der Weiterbildung von agrarökologischen Anbaumethoden zur Seite.

Dass die Massnahmen wirken, sagt auch die Kleinbäuerin Debi Gharami, aus dem Dorf Kanaknagar: «Wir haben gelernt, Saatgut zu konservieren, Kompost und anderen organischen Dünger mit lokal verfügbaren Materialien aufzubereiten.» Und das hat ganz konkrete Folgen für die Dorfbevölkerung. Sie sagt weiter: «Der Verkauf von überschüssigen Produkten aus dem Garten hilft uns, etwas Geld zu sparen, das wir in andere Zwecke investieren können.»

Saatgutmessen wie diese erhöhen den Stellenwert von bäuerlichen Saatgutvarianten und vereinfachen den Austausch und Verkauf. Zudem wird ein Wissensaustausch zwischen den Bäuer:innen gefördert und soziale Netzwerke gestärkt.