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Die Pandemie hat viele bis anhin unbekannte Realitäten ans Licht gebracht. Dazu gehören die Grenzen unserer globalen Nahrungsmittelsysteme und die Verwundbarkeit der lokalen Bevölkerung, die von diesen Systemen abhängig ist. Infolge der Covid-Pandemie gab es weltweit Reisebeschränkungen, welche die Versorgung mit Lebensmitteln mancherorts schwierig oder unmöglich machten. Wegen Dürren sank die landwirtschaftliche Produktion aus wichtigen Exportländern wie Brasilien.

Nach Angaben der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen im Mai 2021, stiegen die Preise innerhalb eines Jahres um fast 40 Prozent und erreichten damit den höchsten Stand seit September 2011.

«Lokal» neu denken

Millionen von Menschen, besonders im Globalen Süden, leiden stark unter der Wirtschafts- und Gesundheitskrise. Sie haben keinen Zugang mehr zu ausreichend hochwertigen Nahrungsmitteln. Die Situation wird sich kaum verbessern. Die Zahl der Betroffenen könnte in diesem Jahr die Marke von einer Milliarde überschreiten. Der am 12. Juli von fünf UN-Organisationen veröffentlichte Jahresbericht zur Ernährungssicherheit zeichnet ein düsteres Bild: Rund 9,9 Prozent der Bevölkerung waren im Jahr 2020 unterernährt, verglichen mit 8,4 Prozent im Jahr 2019.

In diesem besorgniserregendem Kontext haben sich agroökologische Praktiken sowohl im Norden als auch im Süden bewährt: Dazu gehören die Bevorzugung von lokalem Saatgut, die lokale Landwirtschaft und Verarbeitung, die Förderung von Märkten, damit sie weniger stark von der internationalen Situation abhängig sind und die Anwendung landwirtschaftlicher Praktiken, die widerstandsfähiger gegen die Auswirkungen des Klimawandels sind.

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Lokale Märkte vs. globale Lebensmittelgiganten

Im dritten Webinar der Reihe «Build back better food systems» warf SWISSAID einen Blick auf die Schlüsselrolle der lokalen Märkte.

Anlässlich des Webinars zeigte Diamnda Merci Memhodjim auf, wie schwierig der Zugang zu ausreichender und qualitativ hochwertiger Nahrung während der Pandemie für die lokale Bevölkerung im Tschad ist. Anschliessend sprach sie über den Einfluss lokaler Märkte für die regionale Wirtschaft und über die wichtige Rolle der Frauen – aber auch über Schwierigkeiten, die ihnen im Wege stehen. Diamnda Merci Memhodjim ist Programmverantwortliche für den Aufbau zivilgesellschaftlicher Kapazitäten von SWISSAID im Tschad.

Die Situation ist komplex. Obwohl in Zeiten von Corona kleine lokale Anbieter grossen Zulauf verzeichnen konnten und von allen Seiten gelobt wurden, stehen sie nach wie vor den Giganten des globalen Lebensmittelhandels gegenüber. Letztere agieren in einem von Spekulationen und internationalen Regeln geprägten Sektor, was Billigimporte von Agrarprodukten begünstigt. Mathias Binswanger, Professor für Volkswirtschaftslehre an der Fachhochschule Nordwestschweiz und Autor, besprach in der Folge diesen Aspekt und sprach über die Folgen des Freihandels für die Länder des Südens und über die Ernährungssouveränität.

Zum Schluss ging Dr. Dino J. Martins, Biologe und geschäftsführender Direktor des Mpala Research Centre anhand von Beispielen lokaler Bäuerinnen und Bauern in Kenia auf die wichtige Rolle der Biodiversität für lokale Märkte im Süden ein.

Der Diskussion lagen eine Reihe von Fragen zugrunde: Können internationale Märkte eine Möglichkeit für Kleinproduzenten und -produzentinnen sein, ihre Produktion und ihr Einkommen für den Export zu steigern? Oder bedrohen sie ihre Existenz? Was bringen sie wirklich? Gibt es einen Mittelweg zwischen der lokalen und der internationalen Sichtweise? Wenn ja, wie sieht dieser aus? Was können wir vom Welternährungsgipfel in New York im September erwarten? Wie kann dieser dazu beitragen, unsere Lebensmittelsysteme zu verändern?

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