Isabela Inbali, 43, lebt im Dorf Ledem A Bissora in der Region Oio in Guinea-Bissau. Sie ist verheiratet, Mutter von fünf Kindern und gehört zu einer Gruppe von Bäuerinnen, die SWISSAID gebeten haben, ihnen beim Land­erwerb zu helfen. In Guinea-Bissau, in dem die Böden den Männern gehören, war das alles andere als eine leichte Aufgabe. Die Bäuerinnen haben die patriarchalischen Regeln durchbrochen, die sie daran hinderten, ihren Lebensunterhalt eigenverantwortlich zu verdienen. Isabela erzählt von ihrem Weg.

Wie kamen Sie dazu, um Land zu kämpfen?

Ich wollte Geld verdienen, um meine Kinder zur Schule schicken zu können. Ich beschloss, in den Gemüseanbau einzusteigen. Mein Vater lieh mir eine kleine Anbaufläche für Gemüse, und ich begann mit Zwiebeln und Auberginen. Meine Felder brachten bald gute Erträge, und die Frauen des Dorfes baten mich, ihnen zu helfen, dasselbe zu tun. Wir haben dann beschlossen, uns in einer Gruppe zu organisieren, um Saatgut und eigenes Land zu kaufen.

Keine Frau hatte ein eigenes Grundstück?

Nach unserem Brauch sind es die Männer, die das Land besitzen. Frauen haben keinen Anspruch darauf – auch nicht durch Erbschaft oder Heirat. Wir können also ein Stück Land beackern, das uns ein Mann leiht. Sobald er es in der fruchtbarsten Jahreszeit braucht, nimmt er es uns wieder weg. Paradoxerweise sind es aber oft die Frauen, die für die Familie und die Nahrung sorgen. Daher ist es für die gesamte Gesellschaft sehr gefährlich, wenn Frauen kein eigenes Land besitzen dürfen.

«Wir Frauen haben mehr Vertrauen in uns selbst und in unsere wichtige Rolle in der Gesellschaft.»

Isabela Inbali, 43, lebt im Dorf Ledem A Bissora in der Region Oio in Guinea-Bissau. Sie hat die patriarchalischen Traditionen in ihrem Land durchbrochen.

Wie hat Ihnen SWISSAID geholfen?

Das Projekt «Zugang zu Land für Frauen» half uns, ein Stück Land auf den Namen unserer Gruppe überschreiben zu lassen. Das war ein langer Prozess. Es war viel Lobbyarbeit nötig. Auch unsere Stammesführer mussten umdenken. Den langen Weg gingen wir gemeinsam mit den Männern. Sie wurden immer miteinbezogen.

Was hat sich nun konkret verändert?

Ich habe endlich ein Stück Land, ohne dass ein Mann kommen und es mir wegnehmen kann. Ich bin stolz und glücklich, diese Chance zu haben! Dies gibt mir Hoffnung für die Zukunft. Ich habe die Sicherheit, das Land nachhaltig bewirtschaften, Gemüse produzieren und dieses verkaufen zu können, um Geld zu verdienen.

Mit den veränderten Rollenverhältnissen hat sich die gesamte Gesellschaft verändert. Einerseits hat es unsere Haltung als Frauen beeinflusst. Wir haben mehr Selbstvertrauen und sind uns unserer wichtigen Rolle in der Gesellschaft bewusst. Andererseits hat sich auch die Haltung der Männer verändert. Sie haben den Besitzanspruch akzeptiert und sogar beschlossen, uns beim Gemüseanbau zu begleiten. Sie helfen uns bei der Landrodung, bei der Reparatur von Zäunen sowie bei vielen anderen Arbeiten. Am glücklichsten aber macht mich das Wissen, dass meine Kinder ein besseres Leben haben. Dank der guten Ernteerträge können meine Kinder nicht nur zur Schule gehen, sondern sie bekommen auch ein richtiges Frühstück. Früher gingen sie oft ohne Essen zur Schule! Mittlerweile können wir für ertragslose Zeiten vorsorgen, indem wir bestimmte Gemüse wie Tomaten, Okra und Sauerampfer verarbeiten oder trocknen. Das sichert unsere Nahrungsmittelversorgung und gibt uns Vertrauen in die Zukunft.