Im Februar konnten wir erste Pakete mit nährstoffreichem Saatgut an Bäuerinnen und Bauern in zehn ländlichen Gemeinden im Südwesten des Nigers verteilen. Das war eine erste Massnahme gegen die akute Hungersnot, die durch die Dürre und die katastrophale Ernte zum Jahresende entstanden war.

«Wegen der Dürre und der schlechten Ernte hungerte meine ganze Familie. Ich konnte meine Kinder nicht mehr ernähren», erinnert sich die 51-jährige Bäuerin Zeinabou Danboye. Als besonders Bedürftige wurde die Mutter von neun Kindern für das Nothilfeprojekt ausgewählt. Sie ist eine von 66’000 Menschen, die seither unterstützt werden.

 

Die Lebensmittel- und Saatgutpakete von SWISSAID haben uns sehr geholfen. Vorher hatten wir grossen Hunger, weil die Ernte aufgrund des Klimawandels so schlecht ausgefallen war.

Zeinabou Danboye, 51, 9 Kindern, Bäuerin im Dorf Kiéché

kit alimentaire

Die von SWISSAID verteilten Pakete enthielten Amaranth – eine schnell wachsende Pflanze, die wenig Wasser benötigt, sehr nahrhaft ist und bereits nach drei Wochen geerntet werden kann – sowie Samen von Okra, Kohl, Moringa und Kopfsalat. All diese Samen sind sowohl für die Winter- als auch für die Sommertrockenperiode geeignet, sodass die Bauernfamilien bis kurz vor Beginn der nächsten Regenzeit anpflanzen und ernten können. Weiter erhielten die bedürftigen Familien auch Lebensmittelpakete. Zusammen mit der Ernte aus dem schnell wachsenden Saatgut können die Familien bis Ende September überleben. Dann kann die Hirse, das Grundnahrungsmittel in Afrika, endlich geerntet werden.

«Ich habe einen Gutschein im Wert von 18’000 CFA-Franc (30 Franken) erhalten. Damit konnte ich Hirse und Augenbohnen kaufen, die ich bereits gesät habe. Ausserdem hat mir SWISSAID ein Lebensmittelpaket mit 25 Kilo Reis, 25 Kilo Augenbohnen, 5 Kilo Salz und 5 Liter Öl gegeben», freut sich Zeinabou Danboye. Viele weitere Menschen sind dankbar für die Hilfe, die für sie gerade zur rechten Zeit gekommen ist.

Bevor SWISSAID die Lebensmittelpakete verteilte, hatten wir nichts mehr zu essen. Ich danke SWISSAID für die schnelle Hilfe!

Rakia Magaji, 55, verheiratet, 6 Kinder

Bevor wir von SWISSAID das Saatgut erhielten, befanden wir uns in einer schwierigen Lage. Wir konnten unsere Kinder nicht mehr ernähren. Mit dem geernteten Moringa können wir jetzt Essen für die ganze Familie zubereiten. Einen Teil der Ernte haben wir verkauft, um Geflügelfleisch und Kleider für unsere Kinder zu kaufen.

Zalika Tahirou (in der Mitte), Begünstigte aus der Gemeinde Fabidji

 

Kurzfristiges Engagement, das nachwirkt

Die Bäuerinnen und Bauern im Niger erhielten aber nicht nur Lebensmittel und Saatgut, sie wurden auch mit wichtigen Informationen zur Vorbereitung der nächsten Aussaat und Ernte versorgt. Anlässlich einer Saatgutmesse im Mai lernten sie die Vorteile von widerstandsfähigem und nahrhaftem Saatgut kennen. SWISSAID hat sich zum Ziel gesetzt, fast vergessenes Saatgut wie Moringa, Bambara-Erdnuss (Voandzou), Wasserbrotwurzel (Taro) oder Augenbohne (Niébé) wieder bekannt zu machen und ihre Verwendung zu fördern.

«Wir haben den Kartoffelanbau durch Moringa ersetzt, die den klimatischen Bedingungen besser standhält und die Familien besser ernähren kann. Einige Bäuerinnen und Bauern haben sich mit ihren Einnahmen Ziegen angeschafft. Ausserdem können Frauen, deren Ehemänner nicht bei der Familie leben, durch den Verkauf der Ernte ihre Kinder versorgen», erklärt Moussa Garba, ein Begünstigter aus der Gemeinde Fabidji.

Damit wirkt das Nothilfeprojekt nicht nur kurzfristig, sondern bewirkt einen Wandel in der Denkweise und den Praktiken der Bäuerinnen und Bauern: Sie bauen keine konventionellen Pflanzen mehr an, die den Boden auslaugen und für das lokale Klima ungeeignet sind.

Auch die Behörden erkannten die Dringlichkeit, sich vom konventionellen Saatgut, das von großen Unternehmen verkauft wird, zu distanzieren. «Die Bevölkerung muss wissen, dass wir an einem Punkt angelangt sind, an dem jede Bäuerin und jeder Bauer an das Klima angepasstes lokales Saatgut aussäen muss», erklärt Amadou Sabo, der Vorsteher von Arewa. Der Bauer Abdou Magoudou unterstützt seine Aussage: «Die Bauern verwenden immer noch das gleiche Saatgut, obwohl sich die Umwelt verändert. Wir appellieren an die Bäuerinnen und Bauern, sich zu mobilisieren und nur die besten Saatgutsorten zu kaufen. So sind sie besser auf die kommende Saison vorbereitet».

Wenn dieses Saatgut richtig eingesetzt wird, kann nicht nur die angekündigte Katastrophe im Niger abgewendet, sondern auch wichtige Weichen für die Zukunft gestellt werden. Kurzfristige Massnahmen führen so zu langfristigen Lösungen in Zeiten der Klimakrise.

Video des Projekts