Klimawandel und Konflikte

Hungerkrise im Niger

Hunger, Elend, Not: Im Niger bahnt sich eine Tragödie an. 3,7 Millionen Menschen sind vom akuten Hunger bedroht. Schuld daran sind Konflikte und der Klimawandel. Die Menschen stehen vor dem Nichts. SWISSAID hilft rasch und unbürokratisch mit Essenspaketen und Saatgut.

Die Fakten

Land, Region:
Niger, im Süden
Dauer:
Dezember 2021 - November 2022
Begünstigte:
9600 Haushalte
Gesamtprojektbudget:
390'000 CHF

Die Ziele

Lebensmittelpakete retten die ärmsten Menschen über die kritische Zeit. Ausserdem wird Saatgut für schnell wachsende Gemüsesorten wie Amaranth verteilt, die bereits nach drei Wochen geerntet werden können.

Im Dezember ist die Landschaft im Niger von hellen gelben Punkten übersät. In dieser Farbe leuchten normalerweise die Getreidespeicher weit über die Felder. Gefüllt mit Hirse, Reis und Bohnen bringen sie die Bevölkerung durch den Winter. Doch in diesem Jahr ist alles anders. Das grau der alten Speicher herrscht vor, sie sind leer, einige ganz am zerfallen. Tristesse, soweit das Auge reicht. Die Bäuerinnen und Bauern haben keine Ernte, die sie einlagern könnten. Erst Starkregen im Juli, dann Dürre ab August haben das kostbare Essen zerstört. Ende Jahr waren 2,3 Millionen Menschen akut vom Hunger bedroht. Bis Ende Mai hat sich die Situation noch verschärft: SWISSAID geht von bis zu 3,7 Millionen Betroffenen aus.

Eine davon ist Zeinabou Amadou, 38. Die Witwe aus Koydou hat in diesem Sommer fünf Kilogramm Saatgut für Niébé Bohnen gepflanzt. In normalen Jahren erntet sie damit 280 Kilogramm. In diesem Jahr ist es nur ein Bruchteil davon. «Mit dieser miserablen Ernte kann ich mir nicht einmal Saatgut kaufen, welches ich in meinem Garten angepflanzt hätte. Ich weiss nicht, wie ich meine Kinder in den nächsten Monaten durchbringen soll», sagt sie verzweifelt.

Ähnlich ergeht es Dommo Issaka. Sie hat entlang des Flusses Reis und Bohnen gesät. Die Böden dort sind sehr fruchtbar. Aber in diesem Jahr trat der Fluss über die Ufer, die gesamte Ernte wurde fortgeschwemmt. «Ich konnte keinen einzigen Sack ernten!», so die Bäuerin.

Klimakrise und Konflikte

Die zwei Frauen teilen die Not mit vielen anderen: In einigen Regionen wurde bis zu 80 Prozent der Ernte vernichtet. Dazu kommen immer wieder Konflikte, die den Menschen das Leben erschweren. Im Länderdreieck Niger, Mali, Burkina Faso überfallen kriminelle und jihadistische Gruppen Dörfer und plündern die Felder. Allein dieses Jahr sind mehrere Hundert Personen getötet worden. Die Armee und Polizeikräfte können die langen Grenzen und die Halbwüste nicht kontrollieren.

Hier ist das Arbeiten so gefährlich geworden, dass sich die meisten Hilfsorganisationen zurückgezogen haben, so auch SWISSAID. Auch immer mehr Menschen verlassen die Grenzregion und ziehen in den sichereren Süden in die Region Dosso. Dort ist SWISSAID seit mehr als 40 Jahren tätig.

Die in dieser Jahreszeit normalerweise vollen Getreidespeicher sind leer oder zerstört. Erst Dürre, dann sintflutartige Regenfälle haben die Ernte vernichtet – 3,7 Millionen Menschen sind von akutem Hunger bedroht.

Essenspakete für 5000 Familien

Diese Verwurzelung in der Region zahlt sich in der Not aus. Noch bevor die Hilfe der grossen Organisationen einsetzt, kann SWISSAID dank den lokalen Saatgutbanken rasch neues Saatgut einkaufen und bereits in den nächsten Wochen an die Familien verteilen. Gleichzeitig wird SWISSAID den Nothilfebedarf der bedürftigsten Familien eruieren und Essenspakete verteilen.

Ab Januar sollen mindestens 5000 Familien Nahrungsmittelpakete erhalten. Im Paket befinden sich 50 Kilo Reis, 10 Liter Öl, 5 Kilo Zucker, sowie 10 Kilo Hirsemehl und Pulvermilch für die Kleinkinder. Jedes Paket kostet 75 bis 80 Schweizer Franken. Besonders Frauen und bedürftige Personen werden von der Hilfe profitieren.