«Koriander, Spinat, Zwiebeln, Maniok, Tomaten. Ich liebe alles, was man essen kann. Am liebsten säe ich aber Blumen. Die sehen so wunderschön aus.» Die beiden kleinen Töchter von Consuelo Minda stehen mitten im hohen Gras und zählen Produkte aus ihrem Garten auf. Umgeben von so viel spriessender Vegetation, ist es kaum zu glauben, dass diese kolumbianischen Felder noch vor ein paar Jahren alles andere als grün waren, sondern verdorrt und grau.

Erst als die Familie mithilfe von SWISSAID auf ökologische Landwirtschaft umgesattelt hatte, wurde es besser. «Auch wenn uns heute das Geld ausgeht, müssen wir uns nun keine Sorgen mehr machen. Der Garten versorgt uns», versichert Consuelo Minda stolz.

Gesunde Felder sieht auch Flor Collaguazo in Ecuador, wenn sie aus dem Fenster schaut: Ihre Dorfgemeinschaft, die voll auf Agrarökologie setzt, hat das letzte Krisenjahr dank Bodenschutz, natürlichen Düngemitteln und dem Einsatz von eigenem Saatgut überstanden. «Wir haben gelernt, unser Land mehr zu schätzen. Unsere Felder und unser Wissen haben uns durch die Pandemie gerettet.»

Wir haben gelernt, unser Land mehr zu schätzen. Unsere Felder und unser Wissen haben uns durch die Pandemie gerettet

Flor Collaguazo, Bäuerin in Ecuador, die Agrarökologie einsetzt.

Koriander, Spinat, Zwiebeln, Maniok, Tomaten. Ich liebe alles, was man essen kann.

Die Töchter von Consuelo in Kolumbien sind begeistert von den Feldern, die ihr Haus umgeben. Dank der Agrarökologie hat ihre Mutter in wenigen Jahren eine riesige Vielfalt an Pflanzen angebaut.

Anderer Kontinent, anderes Klima, andere Kultur: Tausende Kilometer entfernt kommt Aminata Balde, eine Bäuerin aus Guinea-Bissau, zu demselben Schluss. Seit sie Agrarökologie betreibt, hat sich ihr Anbau deutlich verbessert. «Ohne chemische Pflanzenschutzmittel lassen sich die Zwiebeln viel länger aufbewahren.»

Consuelo, Flor und Aminata gehören zu den 52’000 von SWISSAID unterstützten Familien, die im Jahr 2021 Agrarökologie betrieben haben. Bei unserem Einsatz gegen den Hunger und für eine Welt, in der selbst die Ärmsten ein gesundes, würdiges und selbstbestimmtes Leben führen können, sehen wir die Agrarökologie als unser bestes Werkzeug. SWISSAID ist überzeugt, mit dieser Anbaumethode einen sozialen und wirtschaftlichen Hebel in der Hand zu haben, der zugleich umweltfreundlich und nachhaltig ist. Deswegen haben wir diese Methode bereits vor Jahrzehnten zu einem Grundpfeiler unserer Tätigkeit gemacht.

Von den 64 Projekten, die im Jahr 2021 in unseren Partnerländern durchgeführt wurden, betrafen 47 die Agrarökologie. Dabei ging es um Schulungen zur Herstellung von Kompost und organischem Dünger, zu Mischkulturen, zur Erhaltung von traditionellem Saatgut und zu einem massvollen Wasserverbrauch, aber auch um die Sensibilisierung für die Gleichstellung von Mann und Frau.


Die 13 Prinzipien der Agrarökologie

Die Agrarökologie ist eine Form der partizipativen Landwirtschaft, die die Umwelt, Menschen und Tiere respektiert und die biologische Vielfalt fördert. Sie misst der Nachhaltigkeit einen hohen Wert bei und basiert daher auf natürlichen Kreisläufen und einem ressourcenschonenden Anbau, der sich nach den Jahreszeiten richtet.

Bäuerinnen und Bauern, die Agrarökologie betreiben, verringern ihre Abhängigkeit von schädlichen und teuren Chemikalien wie Pestiziden und Düngemitteln sowie vom Saatgut der Agrarkonzerne. Sie verwenden widerstandsfähigere und umweltfreundlichere Pflanzenkulturen, wodurch sie ihre Kosten senken und ihre Einnahmen steigern. Agrarökologische Techniken schützen zudem die Böden und stärken die Kulturen gegen den Klimawandel. Die Ernten sind regelmässiger, weniger wetterabhängig und laugen den Boden mit den Jahren nicht aus. Zudem werden die Bäuerinnen und Bauern ermutigt, traditionelles Saatgut einzulagern, zu verkaufen, zu tauschen und anzubauen, denn es ist besonders gut an die regionalen Gegebenheiten angepasst, benötigt weniger Pflege und stärkt die Böden.

Entdecken Sie die 14 Prinzipien der Agrarökologie, die SWISSAID bei ihrer Projektarbeit befolgt. Diese basieren auf den 13 Prinzipien, die vom HLPE (High Level Panel of Experts) definiert wurden. SWISSAID fügt diesen noch ein 14. Prinzip hinzu: die Gleichstellung der Geschlechter.

Klicken Sie im Bild auf die verschiedenen Prinzipien, um mehr über sie zu erfahren!

 

 


Greifbare und konkrete Ergebnisse

Mit einem breiten Netzwerk von lokalen Partnern und Ausbildenden vor Ort ist SWISSAID zur fundierten Expertin für Agrarökologie geworden. Neben den Erfolgen in der Praxis untermauern vermehrt auch wissenschaftliche Arbeiten die Wirksamkeit dieser Methode. Im Jahr 2021 untersuchte eine Studie 11’771 Fachartikel zur Agrarökologie, die zwischen 1998 und 2019 erschienen sind. Sie kam zum Schluss, dass 78 Prozent der Artikel eine positive Beziehung zwischen agrarökologischen Anbaumethoden und einer Verbesserung von Lebensmittelsicherheit und Ernährung feststellten (Kerr, R. et al. 2021. «Can agroecology improve food security and nutrition? A review», Global Food Security, (29)).

Im September 2021 veröffentlichte SWISSAID einen Bericht über Agrarökologie. Der Bericht war unsere Antwort auf den World Food Summit der UNO, an dem nur politische Entscheidungsträger teilnahmen und die Hauptbetroffenen ausgeschlossen blieben. Indem er den Bäuerinnen des Südens eine Stimme verleiht, zeigt der Bericht deutlich, weshalb die Agrarökologie für diese Frauen mit wenig Ressourcen die beste Methode ist. Wir glauben daran, dass diese Lösung die Lebensbedingungen der 800 Millionen Menschen auf der Welt, die immer noch Hunger leiden, verbessern kann, und wir setzen uns mit aller Kraft dafür ein – sowohl in der Schweiz als auch in den Ländern des Südens.

Ihre Spende verändert Leben

Dem Bauern in Ecuador. Der Mutter im Niger. Dem Jungen in Myanmar. Der Frau in Kolumbien. Der Familie in Tansania. Dem Mann im Tschad. Dem Mädchen in Indien. Dem Vater in Guinea-Bissau. Der Bäuerin in Nicaragua. Ihnen kommt Ihre Spende zugute.

Im Einklang mit den UN-Zielen

Durch die Einführung agrarökologischer Methoden tragen SWISSAID-Projekte zu vielen der nachhaltigen Entwicklungsziele der UNO bei. Wenn Aminata Balde aus Guinea-Bissau aus einer Mischung von Dung und anderen verfügbaren organischen Materialien ihren eigenen Kompost herstellt, statt teuren Industriedünger zu kaufen, der ihre Böden zerstört, unterstützt sie zum Beispiel Ziel 12 für nachhaltigen Konsum und nachhaltige Produktion.

Wenn die Dorfgemeinschaft von Flor Collaguazo in Ecuador 16’000 biologisch angebaute Setzlinge kultiviert und verteilt, um entlegenen Dörfern zu helfen, die Unterbrechung der Lieferketten während der Pandemie zu überbrücken, leistet sie einen Beitrag zu den Zielen der Armutsbekämpfung (1) und der Hungerbekämpfung (2) sowie zu Massnahmen zum Klimaschutz (13).

Und wenn sich Consuelo Minda und andere kolumbianische Bäuerinnen zusammenschliessen, um ihre Lebenssituation zu verbessern, ihre Produkte zu vermarkten und dadurch ein höheres Einkommen zu erzielen, tragen sie zur Gleichstellung der Geschlechter (5) sowie zur Schaffung von menschenwürdiger Arbeit und Wirtschaftswachstum (8) bei.

Doch die Agrarökologie ist nicht nur eine Lösung für die Länder des Südens. Wenn wir hier bei uns nachhaltige Warenkreisläufe bevorzugen, indem wir lokal konsumieren, unsere Wege mit dem Fahrrad zurücklegen oder dafür stimmen, dass traditionelles Saatgut weiterhin frei geteilt werden kann, fördern wir Gesundheit und Wohlergehen (3) sowie ein nachhaltiges Leben an Land (15). Und tragen damit ganz allgemein zu einer nachhaltigeren und besseren Welt bei.