Er geschieht schleichend und fast unbemerkt von der Öffentlichkeit: Der Verlust der Biodiversität. Doch die Konsequenzen betreffen uns alle: Mit der schwindenden biologischen Vielfalt verlieren wir die Grundlage für funktionierende Landwirtschafts- und Ernährungssysteme.

Am Webinar am 25. Mai um 16.30 Uhr diskutierten Dr. Helena Greter (Schweizerisches Tropen- und Public Health Institut), Dr. Stephan Rist (Centre for Development and Environment, Universität Bern), und Jacqueline Agurcia (Programa Campesino a Campesino UNAG Matagalpa) aus Nicaragua über die Zusammenhänge zwischen abnehmender Biodiversität, intensiver Landwirtschaft und Zoonosen wie Covid-19. Geleitet wurde die Diskussion von Andrea Kucera (Redaktorin Bundespolitik, NZZ am Sonntag)

Zur Debatte standen unter anderem folgende Aspekte:

  • Wie hängt das weltweit ansteigende Artensterben mit der Landwirtschaft zusammen?
  • Welche Verbindungen bestehen zwischen der Ausbreitung von Krankheiten und unserer Nahrungsmittelproduktion?
  • Wie kann eine artenreiche Landwirtschaft erreicht werden?

Neben den fachlichen Inputs der Expertinnen erhielten auch die Teilnehmenden des Webinars die Möglichkeit, bei den Fragen mitzudiskutieren und aktiv Lösungsvorschläge einzubringen.

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Abnehmende Biodiversität bedeutet zunehmende Krankheitsrisiken

Intakte Ökosysteme mit reicher Artenvielfalt regulieren die Verbreitung von Infektionen. Mit der zunehmenden Zerstörung von Wäldern und der rasant abnehmenden biologischen Vielfalt steigt das Risiko für die Entstehung und Ausbreitung von Krankheiten. Beispiele hierfür gibt es viele:

  • Das lebensbedrohliche Ebola-Virus fand seinen Ursprung möglicherweise in den Regenwäldern Westafrikas: Durch die Rodungen der Tropenwälder für die Palmölproduktion wurde der Kontakt zwischen der Bevölkerung und Wildtieren begünstigt.
  • Die Ausbreitung der Vogelgrippe wird mit der Entwicklung der intensiven Geflügelzucht erklärt, bei der Tausende von Tieren auf engem Raum zusammengepfercht werden.
  • Zu COVID- 19 untersucht die Wissenschaft zurzeit die Verbindungen zwischen der Verbreitung dieser neuesten Zoonose und unserem Ernährungssystem, schlecht regulierter Landwirtschaftszonen, der Veränderung der Lebensräume der Tiere und dem unkontrollierten Wachstum der Städte.

Die Direktorin von UNEP, dem Umweltprogram der Vereinten Nationen, warnt: „Wenn wir nicht jetzt handeln, um den Lebensraum zu schützen und den Verlust der Artenvielfalt zu stoppen, könnten Pandemien in diesem Jahrhundert zu einer neuen Normalität werden.“

Im Webinar hat Dr. Helena Greter (Schweizerisches Tropen- und Public Health Institut) über die Zusammenhänge zwischen Biodiversität und Zoonosen berichtet und Einblicke aktueller Beispiele aus Afrika und Europa gegeben.

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Mit Agroökologie die Biodiversität retten?

50 Prozent der Erdoberfläche wird landwirtschaftlich genutzt und liegt damit in der Hand der Bäuerinnen und Bauern weltweit. Innerhalb von nur 40 Jahren (zwischen 1960 und 2000) hat sich die weltweite Nahrungsmittelproduktion mehr als verdoppelt. Doch zu welchem Preis? Düngemittel und Pestizide werden in riesigen Mengen eingesetzt. Die Landschaften sind homogener denn je.

Im Webinar ist Jacqueline Agurcia der Frage nachgegangen, wie Bäuerinnen mit ihrer Arbeit dazu beitragen, diesem Teufelskreis zu entkommen. Welche Hindernisse müssen sie überwinden? Welche Praktiken sind notwendig – auch auf politischer Ebene – um einen Wandel zu erreichen? Und inwiefern ist Agroökologie ein Ansatz, um die Biodiversität zu fördern und Ökosysteme zu stärken? Dieses Thema ist derzeit auch eines von fünf Aktionsplänen, die auf dem kommenden UN-Gipfel für Sustainable Food Systems im September 2021 verhandelt werden.

Das Webinar zum nachschauen und nachlesen

Falls Sie das Webinar verpasst haben oder nachschauen möchten, finden Sie unten die deutsche Aufzeichnung des Webinars.