Dürre in Indien

Eine angekündigte Katastrophe

Bäuerinnen und Bauern im indischen Marathwada leiden unter der Dürre – einmal mehr. SWISSAID versorgt die Ärmsten mit Wasser und Essensrationen. Auch dank Sensibilisierungsarbeit bei den Behörden können hunderte Frauen für den Moment aufatmen. Doch die Klimakrise verlangt nach langfristigen Lösungen.

 

Die Fakten

Land, Region:
Indien, Marathwada
Dauer:
Mai 2019 - Dezember 2019 (Projekt beendet)
Begünstigte:
44'000 Kinder, Frauen und Männer in 30 Dörfern
Gesamtprojektbudget:
52'236 CHF

Die Ziele

Mit dieser Nothilfeaktion unterstützt SWISSAID die Notleidenden mit Wasserlieferungen und Essensrationen. Damit soll die erste Not gestillt werden. Zudem sensibilisiert sie die Behörden für die unerträgliche Situation insbesondere der alleinstehenden Frauen.

Dieses Projekt wird durch den Programmbeitrag der DEZA mitfinanziert.

«Was ich gesehen habe, ist wirklich traurig.» Sneha Giridhari, Senior Programm Officer von SWISSAID in Indien, hat die Projektgegend in Marathwada besucht. In den abgelegenen Dörfern beherrschen Hunger und Durst den Alltag: Die Bäuerinnen und Bauern leiden unter der Dürre.

Seit sieben Jahren (ausser 2013) regnet es während des Monsuns von Juni bis September chronisch zu wenig. Die letzte Regenzeit brach einen traurigen Rekord: Bis zu 70 Prozent weniger Niederschlag – so wenig, dass viele Bauern die Saat gar nicht ausbringen konnten und daher kaum mit einer Ernte rechnen dürfen.

Ein Kampf um Leben und Tod

Die Gemeinschaftsbrunnen in den Dalit-Dörfern – dort, wo Menschen der unteren Kaste wohnen – sind ausgetrocknet. In der Hoffnung, in grösseren Ortschaften etwas von den Wasserlieferungen der Regierung abzukriegen, nehmen Frauen und Mädchen bei Temperaturen um die 40 Grad weite Wege auf sich. Oft vergebens: Weil sie nicht informiert werden, wann die Tankwagen ankommen, sind sie meistens zu spät.

Ernteausfall und Wasserknappheit haben die landwirtschaftlichen Aktivitäten zum Erliegen gebracht. In einer Region, wo 90 Prozent der Bevölkerung von der Landwirtschaft abhängig ist, eine Katastrophe. Das sechste Dürrejahr innerhalb von sieben Jahren: Viele Bauernfamilien geraten in die Schuldenfalle und sehen keinen Ausweg mehr. Alleine im letzten Jahr nahmen sich 947 Bauern aus Marathwada das Leben.

Seit sieben Jahren (ausser 2013) regnet es während des Monsuns von Juni bis September chronisch zu wenig.

Zurück bleiben die Ausgegrenzten

Auf der Suche nach Geld und Arbeit sind viele Junge bereits in die Städte abgewandert. Wer zurück bleibt, lebt von den Notrationen an Reis und Weizen der Regierung. Verlassene Frauen, Kinder, Alte, Behinderte, Tagelöhnerinnen: Ausgegrenzte dürfen nicht mal auf diese spärliche Hilfe zählen.

Die Unterstützung ist an die biometrische Erfassung der Daten gebunden – und häufig funktionieren die entsprechenden Maschinen nicht.  Gerade alleinstehende Frauen, die von der Familie des Mannes getrennt sind und nicht mehr im Heimatdorf wohnen, verfügen oft über gar keine Dokumente – sie können nicht von den Nahrungslieferungen der Regierung profitieren.

Viele Junge wandern in die Städte ab. Zurück bleiben Alte, Frauen und Kinder. 

Nothilfe für die Ärmsten

Mit einer Nothilfeaktion unterstützt SWISSAID die Notleidenden mit Wasserlieferungen und Essensrationen, bis das Schlimmste überstanden ist. Und sensibilisiert die Behörden für die unerträgliche Situation insbesondere der alleinstehenden Frauen. Mit Erfolg: An kurzfristig einberufenen Versammlungen erteilten Regierungsbeamte direkt vor Ort dringend benötigte Genehmigungen der Rationskarten für 123 alleinstehende Frauen, Renten für 299 Frauen und Wohnungsbauprogramme für 148 Frauen. Ein erster wichtiger Schritt aus der Krise für viele – bald sollen weitere Frauen in der Region Osmanabad davon profitieren.

Die Klimakrise verlangt aber nach mehr als «nur» Nothilfeaktionen – gefragt sind langfristige Lösungen. Deshalb unterstützt SWISSAID Bäuerinnen und Bauern darin, ihre landwirtschaftliche Produktion an die sich stetig verändernden klimatischen Bedingungen anzupassen. In Indien und in anderen Projektländern, wo die Bevölkerung heute schon stark unter der Klimakrise leidet.