Im September 2020 machte Régina Clément Likopéro ihren Bachelorabschluss in Aquatic Science and Fisheries an der Universität Daressalam und wurde als Praktikantin bei SWISSAID Tansania eingestellt. In den folgenden Monaten widmete sie sich dem Projekt «Fish farming», das auf die Verbesserung der Lebensbedingungen der Küstenbevölkerung durch nachhaltige Fischzucht abzielt.

Worin besteht das Praktikum?

Konkret müssen der Projektleiter und ich die Fischer in nachhaltigen Teichbautechniken schulen, diese Techniken an die vorhandenen Ressourcen anpassen und die Teilnehmenden beraten und anleiten. In Zusammenarbeit mit den Gemeinschaften pflanzen wir auch Mangroven entlang der Küste, die für das Gleichgewicht des maritimen Ökosystems unverzichtbar sind. Ausserdem erstelle ich einen Leitfaden in Suaheli über die nachhaltige Zucht von Milchfisch und Tilapia, beide sind bei den Fischern in dieser Region beliebte Fischarten.

Régina Clément Likopéro, Praktikantin bei SWISSAID Tansania, hatte keinen einfachen Start. «Das Praktikum war herausfordernd. Vor allem am Anfang war die Arbeit hart und anstrengend, ich musste einige Wochenenden opfern und erlebte unruhige Nächte. Die weiten Wege auf dem Motorrad in abgelegene und schlecht zugängliche Gebiete waren schwierig und anstrengend. Diese anstrengende Zeit motivierte mich jedoch stark und ich setzte mir hohe Ziele – auch wenn die Dinge schwierig waren. Als junge Frau und Absolventin ohne Erfahrung in der Fischzucht war mein Praktikum bei SWISSAID in jeder Hinsicht eine lohnende Erfahrung.»

Foto: Messungen der Grösse und Fläche des Teichs in Masasi und Mtwara

Werden diese Projekte von den Gemeinschaften gut angenommen?

Das kommt darauf an. Es gibt Fischer, die sehr motiviert sind, zu lernen, und die uns viele Fragen stellen. Andere sehen in der Aktion wenig Sinn. Da die Nachhaltigkeit des Projekts vom Engagement jedes Einzelnen abhängt, müssen wir ihnen begreiflich machen, dass alles, was wir tun, wir für sie tun. Wir versuchen, sie zu motivieren, indem wir Treffen organisieren. Wir bringen die von den Techniken überzeugten Fischer und die eher zögerlich gestimmten zusammen. Wenn die skeptischen Fischer die Vorteile der nachhaltigen Techniken sehen, sind sie oft viel motivierter und machen dann beim Projekt mit.

Ist es als Frau schwierig unter all den Männern?

Ich würde es nicht als schwierig bezeichnen, eher konfrontativ. Denn ich bin nicht nur eine Frau, sondern eine junge Frau. Es hat also eine Weile gedauert, bis ich akzeptiert und respektiert wurde. Doch schliesslich konnte ich ihr Vertrauen gewinnen und die Männer meins. Am Anfang hatte ich grosse Angst davor, allein zu den Projektbesuchen zu gehen, umgeben von Männern, meilenweit von dem entfernt, was ich kannte. Heute kann ich mit ihnen reden und lachen, es sind tolle Beziehungen.

«Ich habe an mehreren Schulungsprogrammen für die ländlichen Fischzüchter teilgenommen. Vor der Besatzsaison im November besuchte ich alle Dörfer in der Region, um sie darin zu schulen, wann und wie die Teiche gedüngt bzw. die Jungfische eingesammelt werden müssen, um für eine neue Besatzsaison gerüstet zu sein. Ausserdem begannen die Bauern im Juni 2021 mit der Ernte derMilchfische in den Teichen und ich hatte Gelegenheit, an dieser Aktivität teilzunehmen.»

Foto: Milchfischernte in Hugo-Mtange-Gruppe in Lindi.

Tragen Sie eine grosse Verantwortung?

Ja, mein Chef hat mir sehr schnell vertraut und mir viele Aufgaben übertragen. Im März sagte er zu mir: «Jetzt kannst du die Projektbesuche allein machen, du weisst ausreichend Bescheid.» Die ersten paar Male, als ich allein über holprige Strassen fuhr, zuerst auf einem Scooter und dann weiter zu Fuss, dachte ich: «O Gott, bitte lass mich das Dorf finden.» Ausserhalb der Projektbesuche organisiere ich mich, wie ich will, ich verwalte meinen Zeitplan und meinen Tagesablauf. Aus fachlicher Sicht ist die Tätigkeit sehr bereichernd.

Eine Anekdote aus der Praxis?

Wenn wir die Teiche besuchen, handelt es sich immer um sehr schlammige, sumpfige Gebiete. Ich erinnere mich, dass ich einmal, ohne zu schauen, wohin ich ging, knietief im Schlamm stecken blieb. Ich musste die beiden Fischer, die mich begleiteten und schon weit voraus waren, um Hilfe rufen, damit sie mich herausholten. Sie mussten mich zu zweit aus dem Schlamm ziehen!