Saatgut im Niger

Ungenutztes Saatgut mit grossem Potenzial

Das Programm CROPS4HD findet in vier Partnerländern von SWISSAID statt. Im Niger wertet es fast vergessene traditionelle Nutzpflanzen auf, die dank ihrem hohen Nährwert viele Menschen ernähren könnten. Diese widerstandsfähigen und an das Klima angepassten Pflanzen stellen eine echte Lösung für die Probleme der Familien im Niger dar.

Die Fakten

Land, Region:
Niger, Tillabéry und Dosso
Dauer:
Herbst 2021 - Sommer 2025
Begünstigte:
376’840 Begünstigte
Gesamtprojektbudget:
1'249'500 CHF

Die Ziele

Dieses Projekt entstand im Rahmen einer Ausschreibung des Globalprogramms Ernährungssicherheit der DEZA. Umgesetzt wird es von SWISSAID, dem FIBL (Forschungsinstitut für biologischen Landbau) und der AFSA (Alliance for Food Sovereignty in Africa). Das Projekt verfolgt drei wichtige Ziele:

  • Aufwertung tradioneller Pflanzensorten mit hohem Nährwert
  • Unterstützung der Bauernfamilien bei der Verbesserung der Anbautechniken
  • Stärkung des bäuerlichen Saatgutsystems und Schutz ihres Rechtes, ihr Saatgut frei zu vermehren, zu tauschen und zu

Bambara-Erdnuss (Voandzou), Fonio-Hirse, Lablab-Bohne, Augenbohne (Niébé), Wasserbrotwurzel (Taro), Yams… Wenn Sie noch nie von diesen Pflanzensorten gehört haben, liegt das nicht unbedingt daran, dass Sie keinen Gemüsegarten haben oder noch nie in Afrika waren. Hunderte alte Sorten von Getreide, Hülsenfrüchten, Obst und Gemüse sind bei uns schlichtweg unbekannt. Kein Wunder, denn in den letzten Jahrzehnten haben Nutzpflanzen wie Mais, Reis und Weizen die Felder der Welt erobert und tausendjährige lokale Kulturen verdrängt.

Falsche Versprechen

Das Versprechen, dass diese Nutzpflanzen die gesamte Weltbevölkerung zu geringen Kosten und mit beispiellosen Erträgen ernähren würden, stellte sich als falsch heraus. Langfristige Entwicklungen, wie beispielsweise die Klimakrise, wurden ausser Acht gelassen.

Fakt ist: Mit der Zeit lassen diese Monokulturen die Böden verarmen und erweisen sich als ungeeignet für das wechselhafte Klima. Die Folgen sieht man beispielsweise im Niger. 49 Prozent der Kinder unter fünf Jahren leiden dort an Hunger und sind mangelernährt, Tendenz seit 2014 steigend (1). «Unser Land ist regelmässig mit Ernährungskrisen konfrontiert.

Die Zahl der unternährten Menschen ist sehr hoch. Wir haben preisewerte lokale Lebensmittel mit hohem Nährwert, die uns vor dem Hunger bewahren könnten. Sie werden jedoch nicht ausreichend angepflanzt und konsumiert», erklärt Sahadatou Saley, Koordinatorin der NGO Kundji Kondo.

Die NGO arbeitet mit SWISSAID Niger am Programm CROPS4HD (Consumption of Resilient Orphan Crops & Products of Healthier Diets). Dieses wird in Zusammenarbeit mit dem FIBL (Forschungsinstitut für biologischen Landbau) und der AFSA (Alliance for Food Sovereignty in Africa) umgesetzt und von der Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (DEZA) unterstützt. Das Ziel ist die Aufwertung und Verbreitung von fast vergessenem und ungenutztem Saatgut.

Video zum Projekt

Das Projekt ermutigt die Bäuerinnen und Bauern, Saatgut mit hohem Ernährungspotenzial anzupflanzen. Dazu werden verschiedene Massnahmen umgesetzt: Den Bäuerinnen und Bauern werden Saatgut und kleine landwirtschaftliche Geräte bereitgestellt.  Zudem erhalten sie Schulungen in agrarökologischen Anbaumethoden. Mithilfe von Informationsblättern und im Rahmen von Saatgutmessen, bei denen alle Akteure der Produktionskette zusammenkommen, lernt die Bevölkerung die Vorteile der fast vergessenen Pflanzensorten kennen.

«Das Ziel ist, einen Markt für diese vernachlässigten Nutzpflanzen zu entwickeln und Synergien zwischen den Akteuren – Verbrauchern, Händlern und Produzenten – zu schaffen. Es ist aber eine grosse Herausforderung, diese ungenutzten Sorten aufzuwerten, obwohl sie unter nachhaltigen Bedingungen produziert werden und die Ernährungssituation verbessern könnten», erklärt Ibrahim Hamadou, SWISSAID-Mitarbeiter im Niger und Verantwortlicher für das CROPS-Projekt in Afrika.

Ein begünstigter Bauer erzählt, dass er neuerdings Moringa und Hirse anpflanzt. Er baut sie während der Regenzeit an und kann sie dann in der Trockenzeit auf dem Markt verkaufen. «Die Moringablätter lassen sich sehr leicht und zu einem guten Preis auf dem Markt verkaufen. Der Ertrag ist eindeutig höher als bei Monokulturen», so der Bauer.

Das Programm, das in vier Ländern durchgeführt wird, stösst bei der lokalen Bevölkerung auf Begeisterung. Vor allem bei den Bäuerinnen und Bauern, die primär von den katastrophalen Folgen des Klimawandels betroffen sind.

Das neu entdeckte Saatgut ist kostengünstig und für alle zugänglich. Und es erlaubt einen hoffnungsvollen Blick in die Zukunft. «Es gibt Potenzial im Niger – das ist unsere Identität, das ist unsere Kultur als Sahel-Bewohnende und ist das, was wir in Zukunft fördern müssen», sagt Ibrahim Hamadou stolz. Und genau da setzt das CROPS-Projekt an.


Nützliche Erfahrung

SWISSAID kann sich bei der Umsetzung auf ihre langjährige Erfahrung im Bereich der Agrarökologie stützen. Seit Jahrzehnten arbeiten wir Hand in Hand mit der lokalen Bevölkerung und entwickeln unsere Kenntnisse weiter, die uns bei zukünftigen und ehrgeizigen Projekten zugutekommen. Als etablierte Partnerin vor Ort können wir für die erfolgreiche Umsetzung unserer Projekte von einem starken lokalen Netzwerk profitieren.