Die Páramos sind einzigartige Ökosysteme im Hochland der Anden, die eine bemerkenswerte Artenvielfalt beherbergen. Doch intensive Landwirtschaft und Viehzucht bedrohen sie. Dies setzt die von ihnen abhängigen indigenen Bauernfamilien unter grossen Druck.
Die Fakten
Die Ziele
Das Projekt «Hüterinnen der Páramos» soll insbesondere indigenen Bauernfamilien dabei helfen, ihre Lebensgrundlagen zu verbessern, indem sie die Ökosysteme der Páramos schützen und wiederherstellen. Gleichzeitig sollen wirtschaftliche Perspektiven geschaffen werden, die die Nachhaltigkeit in den Gebieten der lokalen Ureinwohner:innen fördern. So soll das Projekt langfristig dazu beitragen, die Armut zu verringern und die Abwanderung junger Menschen, insbesondere Männer, aus ihren Gemeinden zu verhindern.
Das Projekt wird finanziell unterstützt von der DEZA.
Eine frische Brise weht durch die auf über 3’000 Meter Höhe gelegene Anden-Stadt Totoras im Kanton Alausi in Ecuador. Eingepackt in bunte Mäntel sind die Bauernfamilien der Region gekommen, um die «Feria» zu besuchen – eine Messe, organisiert von Jugendlichen, die lokale Produkte und Tiere in den Vordergrund stellt.
Der Traum von gesunden Páramos
In der Mitte des Platzes eröffnet Segundo Remigio Roldan Cuzco, der Bürgermeister von Alausi, den Tag: «Alles begann vor einigen Jahren mit einem Traum, an den viele nicht glaubten». Um ihn herum stehen 300 Frauen, Männer und Kinder, die ihm aufmerksam und mit strahlenden Augen zuhören. Dieser Traum ist der Traum von gesunden Páramos, der die Souveränität der ecuadorianischen Gemeinden sichert und den kommenden Generationen eine Zukunft bietet. Ein Traum, den SWISSAID mit dem Projekt «Hüterinnen der Páramos» unterstützt.
Páramos sind für die Anden typische Hochland-Ökosysteme. Sie sind die wichtigsten Süsswasserreservoirs der Andenländer und beherbergen eine seltene Artenvielfalt. Doch intensive Landwirtschaft, der Einsatz von Chemikalien und Monokulturen laugen die Böden aus. Die Wassermengen nehmen ab und die Viehhaltung verschmutzt viele Flüsse. Auch der Klimawandel macht sich bemerkbar: Die Trockenzeiten werden länger, die Regenzeiten kürzer und sind oft von Hagel, Frost und abrupten Temperaturstürzen begleitet. Die Herausforderung für die Gemeinden besteht nun darin, sich an diese Veränderungen anzupassen, damit die Menschen ein selbstbestimmtes Leben führen können und die Abwanderung junger Menschen in die Städte gestoppt wird.

Alles begann vor einigen Jahren mit einem Traum, an den viele nicht glaubten.
Segundo Remigio Roldan Cuzco ist Bürgermeister von Alausi, dem Gastgeber der Feria, die von den ländlichen Gemeinschaften der Region organisiert wird. Er eröffnet den Tag mit einer Rede, in der er daran erinnert, dass sie angesichts der grossen Herausforderungen zusammenhalten müssen.
Eltern und Kinder lernen zusammen
Riesige Salat- und Kohlköpfe thronen auf dem Stand der 14-jährigen Adriana Ushca. Sie erklärt uns das Geheimnis dieser üppigen Ernte: «In Workshops über Agrarökologie haben wir gelernt, wie man Pflanzen anbaut, behandelt und das Saatgut richtig aufbewahrt. Wir haben auch gelernt, unseren eigenen natürlichen Dünger herzustellen, damit die Böden gesund bleiben und gleichzeitig Schädlinge ferngehalten werden.»
Die Workshops fanden in Schulgärten der Region statt. Eltern und Kinder lernten dort die Grundlagen und Vorteile dieser nachhaltigen Landwirtschaftsmethode kennen, die Alternativen zu chemischen Produkten bieten. «Die meisten Eltern haben später ein Stück Land um ihr Haus herum gerodet, um mit ihren Kindern weiter zu lernen», erklärt Elsa Guamanshi, Leiterin des Gemeindebildungszentrums, das die Workshops organisiert.
Die 24-jährige Clara Ushca gehört zu den Eltern, die von den Workshops profitiert haben. Sie hat gelernt, ihr eigenes lokales, und an die Höhenlage angepasstes Saatgut auszusäen. Das erspart ihr viel Zeit – sie muss nicht mehr in die Stadt fahren, um Samen und Lebensmittel zu kaufen – und ihre Kulturen sind widerstandsfähiger gegen die klimatischen Bedingungen in der Region.

In Workshops zur Agrarökologie lernten wir, wie man Pflanzen anbaut und behandelt und wie man Saatgut richtig aufbewahrt. Wir haben auch gelernt, wie wir unseren eigenen natürlichen Dünger herstellen können, damit der Boden gesund bleibt und gleichzeitig Schädlinge ferngehalten werden.
Adriana Ushca ist 14 Jahre alt und hat Unterricht in Agrarökologie erhalten. Die Grösse ihres Kohls und Salats lässt keinen Zweifel an der Wirksamkeit dieser Technik aufkommen

Die 24-jährige Clara Ushca gehört zu den Eltern, die von den Workshops profitiert haben. Sie hat gelernt, Pflanzen aus lokalem, an die Höhe angepasstem Saatgut anzubauen.
Wir sind gerade am Aussäen. Mit dem, was wir ernten werden, haben wir genug zu essen und müssen nicht mehr in die Stadt fahren.
Wertvolles Wasser
Das Projekt unterstützte auch den Bau von Bewässerungssystemen, die das Wasser aus der nahegelegenen Lagune zu den umliegenden Bauernhöfen leiten. Dabei lernten die Bäuerinnen und Bauern, mit diesem Wasser sparsam umzugehen. «Durch das Projekt haben wir gelernt, die Tröpfchenbewässerung zu steuern, um Wasser zu sparen. Vorher haben wir oft unnötig viel Wasser verbraucht», berichtet der 15-jährige Ángel Teriaguache. Ausserdem mussten die Wasserläufe geschützt werden, damit das Wasser, das zu den Farmen geleitet wird, nicht durch das Vieh verunreinigt wird.

Ein Traum wird wahr
Zwischen den Marktständen mischt sich lautes Lachen mit den Stimmen der Kinder, die für diesen Anlass zu Kochlehrlingen geworden sind und den Passantinnen und Passanten unbekannte Gemüsesorten schmackhaft machen. Und dann wird klar, dass die Gemeinde von Segundo Cuzco auf dem richtigen Weg ist: Da sind neue Generationen, die für die Schönheit und Wichtigkeit ihres Ökosystems sensibilisiert sind und darin eine Zukunft sehen; eine Gemeinschaft, die sich vereint und ihren gemeinsamen Lebensraum schützt, bevor es zu spät ist. Und eine gute Zusammenarbeit mit den Regierungen und lokalen Organisationen. «Wie der Maiskolben: Wenn wir zusammenhalten, sind wir stark, wir sind mutig, wir sind untrennbar», so Segundo Cuzco abschliessend.
Und jetzt wird gefeiert!
