Auf dem Höhepunkt der Pandemie im April 2020 erfassten Mitarbeitende im SWISSAID-Koordinationsbüro im Tschad die Preisentwicklung verschiedener Grundnahrungsmittel. Schnell wurde klar, dass die Preise wegen der Padnemie stark stiegen und dadurch viele Haushalte in eine prekäre und unsichere Lage gerieten. Innerhalb weniger Wochen stieg zum Beispiel der Preis für einen Sack Mais à 80 Kilogramm von 11 000 auf 16 000 CFA-Francs (von 18 auf 26 Franken) – ein enormer Preisanstieg in einem der ärmsten Länder der Welt.

Nach über einem Jahr Pandemie zeigen Auswertungen vor Ort, dass sich die Situation nicht verbessert hat. Im Gegenteil. Ein Sack Mais à 80 Kilogramm ist heute noch teurer und kostet 25 500 CFA-Franc, das sind 41 Franken. Eine Seife, im April 2020 noch 100 CFA-Francs, kostet heute 200 CFA-Francs.

Die Preise stiegen wegen der Pandemie stark an, wodurch viele Haushalte in eine prekäre und unsichere Lage gerieten. Nach über einem Jahr Pandemie zeigen Auswertungen vor Ort, dass sich die Situation nicht verbessert hat.

Eine Gesellschaft im Wandel

«Es ist schwierig, Lebensmittel in ausreichender Menge und Qualität zu erhalten», erklärt Yvette Nebinon, Präsidentin des Frauentreffs in Bébédjia, im Süden des Landes. Die Unsicherheit ist zunehmend spürbar in den Familienbetrieben, es fehlt an hochwertigem Saatgut, die landwirtschaftliche Produktion ist rückgängig und der Umsatz leidet unter den schlechten Handels- und Geschäftsmöglichkeiten. Hinzu kommt, dass die Kinder seit der vorübergehenden Schulschliessung nicht mehr dorthin zurückkehrten. Werte des Teilens und der Solidarität gingen verloren und soziale Kontakte fanden teilweise nur noch übers Internet statt. «Nichts ist mehr so, wie es einmal war», sagt Yvette Nebinon.

«Es ist schwierig, Lebensmittel in ausreichender Menge und Qualität zu erhalten»

Bevorzugter Zugang zu Lebensmitteln

Idriss Mahamats grösste Sorge ist, an Essen zu kommen.  Der Leiter der Züchter im Nyan sagt, dass das Sammeln und Verteilen von lebensnotwendigen Grundnahrungsmitteln an die bedürftigsten Familien «sehr wichtig» sei. Dies insbesondere für Züchter, die dazu neigen, von der Gesellschaft ausgegrenzt zu werden und oft nicht von den Hilfsmassnahmen des Landes oder von Nichtregierungsorganisationen profitieren können, so Mahamat.  Er weist auch darauf hin, wie schwierig der Zugang zur Gesundheitsversorgung sei und würde sich wünschen, wenn Notfallbehandlungen kostenlos wären und Medikamente für die Armen subventioniert würden.

Vorbereitung auf die Zeit nach der Krise

Die Unterstützung von SWISSAID während des Ausnahmezustands sei von unschätzbarem Wert gewesen, sagt Nadjiadjim Théodile, Präsident der «Oil Zone People’s Association». «Einerseits hat SWISSAID die Bevölkerung während der Pandemie über die Risiken der Übertragung informiert und sensibilisiert. Andererseits hat sie Hygienekits zur Verfügung gestellt. Auch die bedürftigsten Menschen konnten sich mit Saatgut versorgen». Dadurch konnte jedoch nur ein kleiner Teil des Ernteausfalls aufgeholt werden.

Jetzt, wo das Nothilfeprogramm beendet ist, wünscht sich Nadjiadjim Théodile ein Unterstützungssystem für Bedürftige, um ihnen «in einem immer schwieriger werdenden Lebensumfeld beizustehen». Théodile will sich nun auf die «Zeit nach der Krise» vorbereiten und daran arbeiten, die Widerstandsfähigkeit der Gemeinden zu stärken, «damit sie wieder aufblühen können».