«Es braucht Mut, hinzustehen und den Leuten etwas verkaufen zu wollen. Diesen Mut habt ihr gezeigt. Dafür habt ihr meine Anerkennung und meine Hochachtung», sagte Guy Parmelin zu den Schülerinnen und Schülern zweier Klassen aus Brislach (BL) und Turbenthal (ZH). Die Kinder wurden aus Tausenden von Schülerinnen und Schülern ausgewählt, die 2021 am SWISSAID-Abzeichen-Verkauf teilgenommen hatten, um den Bundespräsidenten in Bern zu treffen und ihm Fragen zu stellen.

«Wie sieht Ihr Alltag aus?», «Sind Sie mit den anderen sechs Bundesräten befreundet?», «Gibt es Tage an denen Sie kein Bundesrat sein möchten?». An Fragen mangelte es nicht, und der Bundespräsident stand gerne Red und Antwort: «Es gibt Tage, an denen wir uns mit schwierigen Dossiers beschäftigen. Aber es ist unsere Aufgabe, die manchmal komplexen Dossiers zu verteidigen. Ich bin glücklich im Bundesrat, ich habe Spass. An dem Tag, an dem ich keine Lust mehr habe, werde ich aufhören.»

Teil der Lösung

Zuvor waren die Schülerinnen und Schüler und ihre Lehrpersonen von SWISSAID Co-Präsident Fabian Molina durch das Bundeshaus geführt worden. Die Schülerinnen und Schüler waren besonders vom System zum Abstimmen im Nationalrat beeindruckt: Schummeln und für den Tischnachbar abstimmen geht nicht, da man gleichzeitig zwei Knöpfe bedienen muss. Molina dankte ihnen herzlich für Engagement für die Solidarität. «Eure Motivation beweist, dass wir alle Teil der Lösung sind. Gemeinsam können wir die Welt zu einem besseren Ort machen», betonte er, als er und die Kinder Guy Parmelin ein Puzzleteil überreichten.

«Wie sieht Ihr Alltag aus?», fragte ein Schüler von Turbenthal. «Ich stehe um 5 Uhr auf, rasiere mich und dusche. Nach einem leichten Frühstück gehe ich zu Fuss ins Büro gegen 6 Uhr. Die erste Sitzung beginnt um 7.15 Uhr. Dann gibt es Sitzungen, Nationalrat, Ständerat oder Konferenzen und Treffen. Um 18.30 Uhr gehe ich in meine Wohnung in Bern, esse etwas und arbeite dann bis etwa 22 Uhr.»

«Sind Sie mit den anderen sechs Bundesräten befreundet?» «In den Sitzungen verteidigen wir unsere Dossiers und es kann vorkommen, dass wir uns streiten. Das ist Politik. Aber vor der Sitzung trinken wir zusammen Kaffee und danach gehen wir zusammen essen und sind alle per Du.»

Joëlle Jeker, die Lehrerin der Klasse aus Brislach ist begeistert, wie viel die Kinder beim Abzeichenverkauf lernen: «Die Schülerinnen und Schüler müssen sich organisieren: Wer fragt wen im Dorf? Wer verkauft wo? Sie lernen Geld zu verwalten, aber auch der soziale Gedanke ist wichtig.» Zur Begrüssung sangen die Schülerinnen und Schüler Guy Parmelin «Là-haut sur la montagne» auf Französisch vor. Dies war eine nette Geste für den französischsprachigen Präsidenten.

Die Kinder aus Turbenthal hatten viel Spass bei der Teilnahme am SWISSAID-Projekt. «Die Leute sind verwundert, wenn wir die Abzeichen verkaufen», erklärt Silas Meister, ein Zürcher Schüler. Ihm hat die Aktion viel Spass gemacht und er hat mit der Klasse alle seine Überzeugungskunst eingesetzt, um alle «Schächteli» zu verkaufen. Silas möchte dazu beitragen, dass es Menschen in Armut durch die Spende besser geht. Lehrerin Gaby Bosshard, Lehrerin der Klasse aus dem Turbenthal ZH, macht seit 21 Jahren beim Abzeichenverkauf mit: «Die Kinder lernen, dass es andere Menschen gibt, denen es schlecht geht.» Scheue Kinder würden lernen, auf andere Menschen zu zugehen. Die Klasse trug dem Bundespräsidenten Guy Parmelin das Tösstal-Lied sowie mehrere kleine Theaterstücke vor: Der Bundespräsident musste jeweils raten, um welchen Ort in der Schweiz es sich handelte.

Virtuelle Herausforderung

Die Corona-Pandemie hat SWISSAID zu einer Neuerung veranlasst: Erstmals können Schülerinnen und Schüler die Abzeichen auf digitalem Weg verkaufen und so Geld für SWISSAID-Projekte sammeln. Die digitale Abzeichen-Challenge machts möglich.

Seit 1948 haben 1,7 Millionen Kinder an dieser Aktion teilgenommen und über 77 Millionen Franken gesammelt. Die Stiftung für Entwicklungszusammenarbeit SWISSAID setzt sich in neun Ländern Afrikas, Asiens und Lateinamerikas für die Verbesserung der Lebensbedingungen bedürftigen Menschen ein.