Der Tschad ist mit einem massiven Zustrom von Flüchtlingen aus dem Sudan konfrontiert, lebenswichtige Ressourcen wie Nahrung und Wasser sind knapp. SWISSAID hat ein Nothilfeprojekt lanciert, um 10’000 Familien in einem der grössten Flüchtlingslager des Landes sowie in den umliegenden Dörfern zu unterstützen und den Zugang zu Wasser und die Ernährungssicherheit zu verbessern.
Die Fakten
Die Ziele
Das übergeordnete Ziel ist es, die Ernährungssicherheit und den Zugang zu Wasser zu verbessern sowie das friedliche Zusammenleben zwischen Geflüchteten und der lokalen Bevölkerung zu stärken. Die Aktivitäten richten sich an insgesamt 10’000 Familien, von denen 80 Prozent Flüchtlinge und 20 Prozent Einheimische sind. Folgende Massnahmen sind vorgesehen:
- Schnelle Nothilfe mit Lebensmittel- und Saatgutpaketen für 3’000 besonders vulnerable Familien
- Zugang zu sauberem Trinkwasser für 5’ 000 Familien durch Brunnenbau und -sanierung
- Schulungen für Geflüchtete und Einheimische in agrarökologischen Methoden und gemeinsames Anlegen von Gemüsegärten zur langfristigen Verbesserung der Nahrungsmittelproduktion
- Massnahmen zur Förderung eines friedlichen Miteinanders
Der anhaltende Bürgerkrieg im Sudan hat bereits zehntausenden Menschen das Leben gekostet und Millionen zur Flucht gezwungen. Im Nachbarland Tschad suchen über eine Million sudanesische Flüchtlinge – vor allem Frauen und Kinder – Schutz vor Gewalt und Zerstörung. Im Juni 2025 liegt ihre Zahl bei über 1,4 Millionen Menschen. Nach Angaben des Roten Kreuzes handelt es sich derzeit um die weltweit grösste Vertreibungskrise in einem der ärmsten Länder der Welt.
Besonders prekär ist die Lage im Flüchtlingslager Farchana im Osten des Tschad nahe der sudanesischen Grenze.
Die Menschen, die in diesem Camp ankommen. wurden durch den Krieg aus ihrem Leben gerissen. So auch Rahbia Hassan Zakaria, 31 Jahre alt, die im Sudan kurz vor ihrem Abschluss in den Rechtswissenschaften stand. Doch der Krieg zwang sie, Hals über Kopf mit ihrer Familie zu fliehen. In Farchana liest sie weiterhin in ihren Arbeitsbüchern und hofft, eines Tages ihr Studium fortsetzen zu können. Doch die schwierigen Umstände und der Mangel an Ressourcen erschweren dieses Vorhaben.
Die Notlage im Camp bestätigt auch die 34-jährige Mutter Wahiba Adam Ali Ibrahim. Die Versorgung mit Wasser und medizinischer Hilfe bleibt unzureichend. Ihre Worte im Video geben einen Einblick in das Leben der Menschen in Farchana:

Salomon Djekorgee Dainyoo/Fairpicture
Ihre Spende rettet Leben
Lebensmittelpakete, Trinkwasser und Saatgut
Über das Koordinationsbüro in N’Djamena hat SWISSAID ein Projekt gestartet, um 3’000 Familien im Flüchtlingslager Farchana in ihrer unmittelbaren Notlage zu unterstützen.
Auf Seiten der Ernährungssicherheit sieht das Projekt Lebensmittelpakete mit Grundnahrungsmitteln für die am stärksten gefährdeten Familien vor. Parallel dazu werden die Bauern und Bäuerinnen dabei unterstützt, trotz der schwierigen klimatischen Bedingungen eine stabile landwirtschaftliche Produktion aufrechtzuerhalten.
Wir verteilen an die lokalen Bedingungen angepasstes Saatgut, Werkzeuge und Düngemittel und schulen die Bauernfamilien in nachhaltigen Landwirtschaftsmethoden. Das Projekt zielt ausserdem darauf ab, Gesundheitsrisiken zu verringern und die Lebensbedingungen durch den Ausbau der Trinkwasserversorgung zu verbessern.
Massnahmen für Ernährungssicherheit

9'000 Lebensmittelpakete
werden während neun Monaten an 3’000 bedürftige Familien verteilt.

500 Bäuerinnen und Geflüchtete
erhalten Schulungen zu nachhaltiger Landwirtschaft. 500 Kilogramm klimagerechtes Saatgut sowie Dünger und landwirtschaftliche Geräte werden zur Verfügung gestellt.

10 Brunnen
werden gebaut oder saniert. In 10 Gemeinden wird über Hygiene und Krankheiten aufgeklärt.
Langfristiger Frieden
Das Projekt umfasst auch eine Friedens-Komponente, die ethnische Spannungen abbauen, den Dialog zwischen Flüchtlingen und Einwohner:innen verbessern und ein friedliches Umfeld schaffen soll. Geplant sind zwei Dialogforen sowie die Ausbildung von lokalen Akteur:innen in Konfliktmanagement und die Stärkung der Managementkapazitäten von Gemeindeverantwortlichen. Darüber hinaus sollen verschiedene gemeinsame Infrastrukturprojekte für Jugendliche und Frauen, wie Gemeinschaftszentren oder Schulgärten, das Zusammenleben zwischen den Gruppen fördern.
Langfristige Massnahmen

5 Gemeinschaftsräume
werden Jugendlichen und Frauen zur Verfügung gestellt (Gemeinschaftszentren, Gemeinschaftsgärten usw.).

500 Akteurinnen und Akteure
und 100 lokale Führungskräfte werden im Konfliktmanagement und friedlicher Konfliktlösung geschult.

Allgemeine Förderung
des sozialen Zusammenhalts und friedlicher Beziehungen zwischen Flüchtlingen und einheimischen Gemeinschaften durch die Organisation von Fussballspielen, Festivals und kulturellem Austausch.

Salomon Djekorgee Dainyoo/Fairpicture
Die Nothilfe richtet sich an Flüchtlinge aus dem Sudan sowie an die lokale Bevölkerung in der Region Farchana im Osten des Tschad.
Unsere Erfahrung in diesem Bereich
SWISSAID verfügt über langjährige Erfahrung mit Nothilfeprojekten und umfassende Ortskenntnisse, da wir seit vielen Jahren in mehreren Provinzen des Tschad tätig sind. In enger Zusammenarbeit mit den Behörden vor Ort leitet das SWISSAID-Koordinationsbüro in N’Djamena dieses Projekt und sorgt dafür, dass die Massnahmen nachhaltig durchgeführt werden. Diese Arbeit wird in Partnerschaft mit lokalen Organisationen (NGOs, Flüchtlingskomitees, Frauen- und Jugendorganisationen) realisiert, die bei der Umsetzung eine entscheidende Rolle spielen.
Copyright Headerbild und Bilder im Spendenformular: Peter Caton
Copyright Bilder im Text: Salomon Djekorgee Dainyoo/Fairpicture