Im Niger ist Wasser ein rares Gut und der Klimawandel verschärft die Lage weiter. Zeitenweise bleibt der Regen aus, dann kommt es zu plötzlichen Überschwemmungen. Besonders davon betroffen sind Kinder und Jugendliche, die einen Grossteil der Bevölkerung ausmachen. Projekte wie der Bau von Wassertürmen und Schulungen zum Umgang mit Wasser, helfen ihnen, mit den extremen Bedingungen umzugehen.
Die Fakten
Die Ziele
Die Infrastruktur der Wasserversorgung wird gestärkt. Es werden Wassertürme, Brunnen und Toiletten gebaut. In den «Écoles Bleues» lernen die Kinder mehr zum Umgang mit Wasser. Die weiteren Bewohner:innen werden ebenfalls zum Umgang mit Wasser und Hygiene geschult.

«Es ist offensichtlich, dass es nicht mehr viel regnet», sagt Rabiou Chipkaou.
Dem 15-jährigen Schüler aus der Gemeinde Gougui im Departement Dogondoutchi ist der Klimawandel trotz seines jungen Alters sehr bewusst.
Denn der Klimawandel trifft den Niger schwer. Durch die steigenden Temperaturen dehnen sich die Sahara-Wüste und die Sahel-Zone, die zu grossen Teilen das Land bedecken, immer weiter aus. Durch die fortlaufende Desertifikation fehlt es an fruchtbarem Boden, um Menschen und Tiere zu ernähren. Für eine Bevölkerung bei der 80 Prozent der Einwohnerinnen und Einwohner von der Landwirtschaft und der Viehzucht leben, ist dies herausfordernd. Die gewohnten Regen- und Trockenzeiten haben sich bereits seit einiger Zeit verschoben und sind mittlerweile von Extremen geprägt.
Gewisse Regionen erleben über längere Zeit kaum Regen, und werden dann plötzlich von starken Niederschlägen heimgesucht. Die Böden können auf beide Extreme nicht gut reagieren – sie trocknen schnell aus, und wenn viel Regen fällt, kommt es schnell zu Überschwemmungen, weil das Wasser nicht versickern kann. So kam es im Herbst 2024 zu massiven Überflutungen in der Sahelregion.
Wasserversorgung im Niger
Die Versorgung mit sauberem Trinkwasser ist darum im Niger besonders kritisch. Fast die Hälfte der Bevölkerung hat keinen Zugang dazu. Noch gravierender ist die Situation bei den Sanitäranlagen: Sauberes Wasser fehlt zum Duschen, zum Händewaschen und zum Waschen von Lebensmitteln. Das hat schwere gesundheitliche Folgen. Bakterien sind ohne sauberes Wasser schwierig zu entfernen und Menschen mit schwachem Immunsystem erkranken oft daran. Durchfallerkrankungen sind die zweithäufigste Todesursache bei Kleinkindern.
Der Wassermangel trifft Kinder und Jugendliche besonders hart. Dies in einem Land, welches eine der höchsten Fertilitätsraten weltweit aufweist: die Hälfte der Bevölkerung ist unter 16 Jahren alt. Im gleichen Dorf wie Rabiou Chipkaou lebt auch die 15-jährige Sakina Badje. Die Schülerin schliesst sich Rabiou an: «Mir fällt auf, dass es kaum noch regnet. Dadurch wird das Land unfruchtbar.» Frauen und Mädchen müssen täglich bis zu fünf Stunden zu Fuss gehen, um Wasser zu holen. So fehlt ihnen die Zeit, zur Schule zu gehen oder zu spielen.
Sakina Badje, 15 Jahre alt, Schülerin:
«Mir fällt auf, dass es kaum noch regnet. Dadurch wird das Land unfruchtbar.»

Wasserturm bringt Linderung
Um die Wasserversorgung zu verbessern, hat SWISSAID 2023 ein Projekt in mehreren Gemeinden lanciert. Dabei wurden unter anderem Trinkwassertürme mit sauberem Wasser errichtet und Brunnen gebaut. Diese erleichtern den Familien den Alltag. So erklärt Rabiou: «Wir sind froh, dass wir täglich einen 25 Liter-Kanister beziehen können.»
Neben dem Bau von Infrastruktur wird die Bevölkerung der Gemeinden auch zu Themen rund um den Umgang mit Wasser geschult. Dabei spielen Kinder und Jugendliche, wie Rabiou Chipkaou, eine besonders wichtige Rolle.
In den sogenannten «Écoles Bleues» (Blaue Schulen) lernen sie die Bedeutung des Händewaschens oder wie wichtig es ist, Lebensmittel richtig zu waschen. Weitere Themen sind Abfallrecycling und gesunde Ernährung. Die Mädchen erhalten Unterricht zur Menstruationshygiene.
Das Wissen, das die Kinder in der Schule erwerben, tragen sie nach Hause und geben es ihren Familien weiter. So profitiert die ganze Familie davon. In den SWISSAID Projekten wird auch eng mit den Eltern zusammengearbeitet, um sie in Agrarökologie zu schulen. Dies soll die Resilienz der Kleinbäuerinnen und Kleinbauern stärken, auch wenn es wieder zu Dürren und Überschwemmungen kommt.
Rabiou lässt sich aber nicht beirren: «Später möchte ich ein erfolgreicher Händler werden und wünsche mir, dass mein ganzes Dorf dann Zugang zu sauberem Wasser hat.»
