Agrarökologie an Tansanias Schulen

Grüne Schulen: Wo Zukunft wächst

In Tansania wird die Schule zum Ort der Veränderung: Kinder verwandeln staubige Schulhöfe in grüne Oasen – mit Bäumen, Gärten und sogar Tieren. Dabei lernen sie, wie man dank Agrarökologie die Natur schützt und sich für die Folgen des Klimawandel wappnet.

Die Fakten

Land, Region:
Tansania, Lindi und Mtwara
Dauer:
Januar 2025 – Dezember 2026
Begünstigte:
6’000 Schüler:innen an 20 Schulen
Gesamtprojektbudget:
CHF 170’852

Die Ziele

SWISSAID verfolgt mit dem Projekt folgende Ziele:

  • Schulungen von Lehrpersonen und Schüler:inenn in Agrarökologie
  • Anlegen von agrarökologischen Schulgärten
  • Förderung des Austauschs zwischen Schulen, Dorfgemeinschaften und lokalen Behörden zur Agrarökologie
  • Stärkung der Sozialkompetenzen der Schüler:innen

Das Projekt wird durch den Programmbeitrag der DEZA mitfinanziert.

Der 12-jährige Saad steht selbstsicher vor seinen Mitschülerinnen und Mitschüler. Lebhaft diskutieren sie den Verlauf des Projekts an ihrer Grünen Schule («Eco School»). Der Zwölfjährige ist Mitglied des Parlaments und weiss inzwischen genau, was Bäume brauchen, um gut zu wachsen – und warum sie wichtig sind.

Dass ein Kind so selbstverständlich über nachhaltige Landwirtschaft spricht, ist kein Zufall, sondern das Ergebnis eines Projekts, das Schulen in Tansania grundlegend verändert. Seit dem Start des Projekts hat sich die Schule gewandelt – passend zu ihrem Namen, der auf Kiswahili «Vorwärtsstreben» bedeutet. In dem Projekt werden nicht nur Schülerinnen und Schüler, sondern auch Lehrpersonen sowie die Dorfgemeinschaft in Agrarökologie geschult.

Landwirtschaft ist in Tansania von zentraler Bedeutung – für die Ernährung ebenso wie als Arbeitsplatz: Zwei Drittel der Bevölkerung arbeiten in diesem Sektor, meist als Kleinbäuerinnen und Kleinbauern. Das tropische Klima mit viel Sonnenschein und rund 24 Grad Durchschnittstemperatur bietet gute Bedingungen, doch der Klimawandel verändert diese zunehmend. Die Temperaturen steigen stetig und die Regenzeiten verschieben sich. Viele Bäuerinnen und Bauern müssen ihre Anbaumethoden anpassen. Hier setzt die Agrarökologie an – ein nachhaltiger Weg, Landwirtschaft im Einklang mit der Natur zu betreiben.

Junge Menschen spielen dabei eine zentrale Rolle, denn Tansania hat eine sehr junge Bevölkerung: Etwa die Hälfte ist unter 15 Jahre alt. Wer diese Generation früh für nachhaltige Landwirtschaft begeistert, legt den Grundstein dafür, dass sie zuversichtlich in die Zukunft blicken können, mit dem nötigen Wissen rund um resiliente Kulturpflanzen. Gemeinsam mit einer Partnerorganisation wurde deshalb 2021 in der Region Mtwara im Südosten Tansanias die erste Grüne Schule, eine ökologische Schule, gegründet. Gladness Martin Brush, die das Projekt koordiniert, berichtet: «Als wir gesehen haben, wie gut die Grünen Schulen funktionieren, haben wir das Projekt auch auf die Nachbarregion Lindi ausgeweitet.»

 

Theorie trifft Praxis

Früher war das Schulgelände trocken und kahl. Der Klimawandel hat die Böden ausgedörrt, es gab keine Bäume und kaum Schatten», erzählt Lehrerin Bihoja Seif. Heute ist das anders.

Das Projekt ist praxisorientiert: Die Kinder legen Schulgärten an, pflanzen Bäume und Sträucher – bevorzugt lokale Sorten wie Mango, Zitrone oder Banane. Die Gärten dienen nicht nur der Verschönerung, sondern auch der Versorgung. Die Ernte wird für Schulmahlzeiten genutzt, was Eltern entlastet, Kosten spart und die Anwesenheit der Kinder im Unterricht verbessert.

Neben Pflanzen halten die Grünen Schulen auch Nutztiere wie Hühner und Kühe, die Eier, Milch und natürlichen Dünger liefern. Einige Schulen betreiben Fischteiche oder Bienenstöcke, deren Produkte verkauft werden – ein Beitrag zu Schulmaterial, Gebäudeunterhalt oder Menstruationsprodukten.

Ein Projekt, das Schule macht

Jede Grüne Schule hat ein «Parlament» und ein «Komitee». Das Parlament besteht aus Schülerinnen und Schülern, die Probleme wie Wasserknappheit besprechen und Lösungen entwickeln – etwa einen geregelten Bewässerungsplan. Ein Erfolg für die Schule aber auch für Saad. Er sagt stolz: «Ich habe gelernt, im Team zu arbeiten – und ich traue mir jetzt viel mehr zu.» Durch das Parlament haben die Schülerinnen und Schüler die Möglichkeit, sich einzubringen. Dies erhöht auch ihre Motivation, sich zu beteiligen. Sogar in den Ferien kümmern sich die Kinder um ihre Gärten – so wichtig sind ihnen diese geworden.

Auch die Eltern und Lehrpersonen sind beteiligt: Das Komitee pflegt den Austausch mit dem Dorf und organisiert Workshops, bei denen Erfahrungen weitergegeben werden.

Ihre Spende verändert Leben

Dem Bauern in Ecuador. Der Mutter im Niger. Dem Jungen in Myanmar. Der Frau in Kolumbien. Der Familie in Tansania. Dem Mann im Tschad. Dem Mädchen in Indien. Dem Vater in Guinea-Bissau. Ihnen kommt Ihre Spende zugute.

Makundi Ally Majidu, 19 Jahre alt

«Seit einem Jahr bin ich die Vorsitzende des Komitees. Ich helfe dabei, alles rund um unseren Gemüsegarten und den Fischteich zu organisieren. Das macht mir richtig Spass – denn ich lerne dabei viel über die Natur und wie wir sie schützen können. Aber auch das Arbeiten im Team gefällt mir sehr. Wir überlegen gemeinsam, wie wir Probleme lösen können.»

Haifati Rajabu, 16 Jahre alt

«Ich finde an dem Projekt besonders toll, dass wir Vieles von dem, was wir in der Schule lernen, auch zu Hause anwenden können – in unseren Familien und im ganzen Dorf. Früher haben wir zu Hause mehrere Bananenstauden ganz eng nebeneinander gepflanzt. Wir konnten aber nur wenige Bananen ernten. Im Schulgarten habe ich dann gesehen, dass dort nur eine Staude pro Loch wächst. Ich habe das zu Hause ausprobiert – und siehe da, es hat super funktioniert! Da wusste ich: Das, was wir hier lernen, bringt auch zu Hause etwas.»

Eine Idee wächst weiter

Die Zusammenarbeit mit den lokalen Behörden stärkt das Projekt zusätzlich, bestätigt Gladness Martin Brush: «Die Regierung der Region Lindi unterstützt das Projekt.» Damit die Idee weiterwächst, müssen alle mithelfen – Kinder, Eltern, Lehrpersonen und die Regierung. Nur wenn alle überzeugt sind, kann das Projekt lange bestehen und irgendwann ohne Unterstützung von SWISSAID weitergeführt werden.

Die Grünen Schulen sind auf gutem Weg dieses Ziel zu erreichen. Bis jetzt nehmen zehn Schulen an dem Projekt teil – zehn weitere sollen bald dazu kommen. Gladness Martin Brush ist überzeugt: «Wenn wir Kinder in Agrarökologie ausbilden, investieren wir in die Zukunft. Wir haben eine klare Vision – und den Willen, sie Wirklichkeit werden zu lassen.»

 

Copyright Headerbild und Bilder im Text: Kiki & Miles Productions

Erfahren Sie mehr über das Projekt im Video