Bessere Lebensgrundlagen in Guinea-Bissau

Dank Agrarökologie mehr Abwechslung auf dem Tisch

In Guinea-Bissau ist die Landwirtschaft ein essenzieller Grundpfeiler für den Lebensunterhalt. Doch die Qualität der Böden verschlechtert sich aufgrund des Klimawandels und der intensiven Landwirtschaft. SWISSAID unterstützt Frauen und Jugendliche in ländlichen Regionen auf ihrem Weg zu mehr Ernährungssicherheit.

Die Fakten

Land, Region:
Guinea-Bissau, Cacheu, Bafatá und Oio
Dauer:
Februar 2024 – Dezember 2026
Begünstigte:
Etwa 28'000
Gesamtprojektbudget:
CHF 713’508

Die Ziele

Das Projekt zielt darauf ab, die Ernährungssicherheit und die Widerstandsfähigkeit gegenüber dem Klimawandel zu verbessern, das Einkommen ländlicher Haushalte zu steigern, die Selbstständigkeit von Frauen und Jugendlichen zu stärken und eine nachhaltige Waldbewirtschaftung für einen besseren Schutz der Ökosysteme zu fördern. Folgende Massnahmen sind vorgesehen:

  • Ausbildung in agroökologischen und agroforstwirtschaftlichen Methoden
  • Pflege- und Schutzarbeiten in den Gemeinschaftswäldern
  • Gründung einer Schule für ländliches Unternehmertum
  • Einführung von Mikrokrediten für Frauen und Jugendliche
  • Sensibilisierung für die Gleichstellung der Geschlechter, Stärkung der Mitbestimmungsrechte von Frauen in ländlichen Gebieten

Dieses Projekt wird durch den Programmbeitrag derDirektion für Entwicklung und Zusammenarbeit (DEZA) mitfinanziert.

Mit einer Hacke bearbeitet Binto Conté ihr Feld, in dem die Setzlinge dicht an dicht stehen. Sie hatte nicht immer so fruchtbaren Boden. Wie andere Bäuerinnen und Bauern leidet sie unter den Auswirkungen des Klimawandels: «Ich habe Ernten aufgrund der Hitze und Feuchtigkeit verloren. Die Wetterbedingungen sind unberechenbarer geworden und deshalb vermehren sich die Schädlinge stärker als früher», erzählt sie. Mit Blick auf ihr Feld, auf dem alles prächtig wächst, erklärt sie stolz: «Dank biologischer Pestizide weiss ich jetzt, wie ich Schädlinge bekämpfen kann, und kann das ganze Jahr über Gemüse anbauen.» Früher konnte die 43-jährige Bäuerin ihre zwölf Familienmitglieder nicht ernähren: «Es war schwierig, genug Essen zu produzieren. Der während der Regenzeit angepflanzte Reis reichte nicht für das ganze Jahr.»

 

Klimawandel bedroht lokale Landwirtschaft

In Guinea-Bissau leben mehr als zwei Drittel der Bevölkerung unterhalb der Armutsgrenze. Die Mehrheit ist für ihren Lebensunterhalt von der Landwirtschaft abhängig. In den Regionen, in denen SWISSAID tätig ist (Oio, Bafatá und Cacheu), arbeiten etwa 80 Prozent der Bevölkerung in diesem Sektor.

Obwohl das westafrikanische Land über eine reiche Artenvielfalt und fruchtbare Böden verfügt, sind diese durch verschiedene Faktoren bedroht. Einer davon ist der Klimawandel, wie Binto Contés Erzählung verdeutlicht: Die Temperaturen steigen und auf Dürreperioden folgen extrem intensive Regenfälle.

Ein weiterer Faktor ist die Entwaldung: Für den Anbau von Reis und Cashewnüssen, zwei wichtigen Ressourcen der guinea-bissauischen Landwirtschaft, wurde viel Wald gerodet. Diese Monokulturen zerstören die Ökosysteme und machen die Bevölkerung besonders verwundbar.

Gesunde Böden, gesunde Menschen

Um die Ernährungssicherheit der ländlichen Gemeinden zu verbessern und ihre Widerstandsfähigkeit gegenüber dem Klimawandel zu stärken, hat SWISSAID ein Projekt ins Leben gerufen: Frauen und Jugendliche sollen mehr agrarökologische und agrarforstwirtschaftliche Techniken anwenden. Darüber hinaus werden die Teilnehmenden in Unternehmertum geschult, um ihre Selbstständigkeit zu fördern und zu lernen, wie sie ihre Wälder schützen können. Von den 2000 Teilnehmerinnen und Teilnehmern sind 90 Prozent Frauen. Knapp ein Drittel davon sind zwischen 18 und 35 Jahre alt. Viele von ihnen haben keine Arbeit.

Das Projekt von SWISSAID zielt darauf ab, die Abhängigkeit von Monokulturen zu verringern, die Erträge zu diversifizieren und zu verbessern. Binto Conté, die am Projekt teilnimmt, berichtet: «Ich habe agrarökologische Techniken gelernt, die die natürlichen Kreisläufe respektieren.» Dieses neue Wissen hat ihr Leben verändert: Die Bäuerin und ihre Familie haben nun das ganze Jahr eine grössere Vielfalt an gesunden Lebensmitteln. Wie andere Produzentinnen und Produzenten hat sie neue Kulturen auf ihrem Land eingeführt. Eine abwechslungsreiche Ernährung verringert das Risiko von Unterernährung und Krankheiten, insbesondere bei Kindern.

 

«Eine erfolgreiche Unternehmerin werden»

Obwohl Frauen 54 Prozent der Beschäftigten in der Landwirtschaft Guinea-Bissaus ausmachen und somit eine wichtige Rolle in diesem Sektor spielen, haben sie wenig Mitspracherecht: Das Gewohnheitsrecht verbietet es ihnen, Land zu erben, und sie sind in den Entscheidungsgremien der Gemeinden nicht vertreten. Das Projekt zielt daher ebenfalls darauf ab, die Selbstständigkeit der Frauen zu stärken: Dank des Einrichtens eines gemeinschaftlichem Kredit- und Sparsystem, von dem vor allem Frauen profitieren, besitzt nun Binto Conté ihr eigenes Feld. Die Erträge decken einen Teil der Haushaltsausgaben.

Binto Conté, Bäuerin, 43 Jahre alt

«Dank biologischer Pestizide weiss ich jetzt, wie ich Schädlinge bekämpfen kann, und kann das ganze Jahr über Gemüse anbauen. Das Projekt stärkte unsere Selbstständigkeit und unterstützte uns dabei, besser mit unseren finanziellen Mitteln umzugehen. Ich möchte nun mehr produzieren und eine erfolgreiche Unternehmerin werden.»

 

 

Die Frauen können nun mehr mitbestimmen: In den Komitees für Waldbewirtschaftung sind mittlerweile zwei Drittel der Mitglieder Frauen. Die Bäuerin sieht die Vorteile für sich und die Frauen der Gemeinschaft: «Das Projekt stärkte unsere Selbstständigkeit und unterstützte uns dabei, besser mit unseren finanziellen Mitteln umzugehen.» Durch den Verkauf ihres eigenen Gemüses hat sie gelernt, ihre Produktion aufzuwerten, und ist weniger von importierten Lebensmitteln abhängig.

Binto Conté ist stolz darauf, zum Aufschwung der lokalen Produktion beizutragen, und möchte diesen Weg weitergehen: «Ich möchte mehr produzieren und eine erfolgreiche Unternehmerin werden. Und dann hoffe ich natürlich, dass meine Kinder gesund sind, immer satt werden und in einer gesunden Umgebung besser lernen können.»

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