Die Düngerfabriken von OCP (Office Chérifien des Phosphates) in Safi und Jorf Lasfar an der marokkanischen Atlantikküste stossen grosse Mengen an Luftschadstoffen wie Fluorwasserstoff und Feinstaub aus. Diese Umweltverschmutzung hat massive gesundheitliche Folgen für die Angestellten und die Bevölkerung im Umfeld der Fabriken, in denen Phosphat aus Marokko zu Düngemitteln verarbeitet wird.
Gemäss einem neuen Bericht der Entwicklungsorganisationen SWISSAID, Brot für alle und Fastenopfer leiden zahlreiche Angestellte der beiden Fabriken an Atemwegs- und Krebserkrankungen. Laut Berichten von Gewerkschaften sind schon viele von ihnen daran gestorben. Messungen der Luftqualität in der Nähe der OCP-Fabrik Safi ergaben denn auch sehr hohe Werte: Die Belastung mit Feinstaub (PM2.5) lag 6 bis 16mal höher als der von der Weltgesundheitsorganisation WHO empfohlene tägliche Richtwert.
Auch die Bevölkerung im Umfeld der beiden Düngerfabriken ist von den Folgen der Umweltbelastung stark betroffen. Zahlreiche von den Autoren des Berichts befragte Menschen leiden unter Augenreizungen, Atemwegserkrankungen oder Zahnfluorose. Kinder in Dörfern in der Nähe des Werks Jorf Lasfar berichteten, sie müssten auf dem Schulweg wegen des beissenden Geruchs ihre Nasen mit Tüchern bedecken.
Schweizer Rohstoffhändler verwickelt
OCP ist der weltweit grösste Produzent von Phosphatgestein und der zweitgrösste Hersteller von Phosphatdünger. Er verfügt mit der Saftco SA über eine Filiale in Genf, die 2017 über 300’000 Tonnen Düngemittel vermarktet hat. Der Bericht zeigt auf, dass neben Saftco mindestens zehn weitere Schweizer Rohstoffhändler mit OCP in Geschäfts-beziehung stehen. Keine dieser Firmen scheint aber ein Sorgfaltsprüfungsverfahren in Bezug auf die Achtung von Umweltstandards und Menschenrechten durch ihren marokkanischen Lieferanten durchgeführt zu haben.
Genau dies empfiehlt jedoch ein letztes Jahr von SECO und EDA veröffentlichter Leitfaden zur Umsetzung der UNO-Leitprinzipien für Wirtschaft und Menschenrechte durch den Rohstoffhandelssektor, der in der Schweiz mit rund 570 Unternehmen prominent vertreten ist. Dies zeigt erneut, dass blosse staatliche Empfehlungen und freiwillige Massnahmen von Firmen wenig nützen, um die Einhaltung von Menschenrechten und Umweltstandards bei Geschäften von Schweizer Unternehmen im Ausland zu gewährleisten.
Brot für alle, SWISSAID und Fastenopfer fordern OCP und die Schweizer Düngerhändler auf, eine umfassende Sorgfaltsprüfung durchzuführen und Massnahmen zur Vermeidung von Menschrechtsverletzungen zu treffen. Dies sieht auch die Konzernverantwortungs-initiative vor, welche Schweizer Unternehmen zum Einhalten von Menschenrechten und Umweltstandards weltweit verpflichten will. Der Nationalrat wird sich nächste Woche erneut zu Initiative und Gegenvorschlag äussern. Scheitert der Gegenvorschlag, dürfte die Initiative 2020 zur Abstimmung kommen.
Weitere Informationen
- Yvan Maillard Ardenti, Brot für alle, maillard@bfa-ppp.ch,+ 41 79 489 3824