In der Schweiz hat die Zahl der Frauen, die sich an das Bäuerliche Sorgentelefon wenden, seit 2013 tendenziell wieder zugenommen, sagte Partrizia Schwegler (Sekretariat/Geschäftsführung). Problemstellungen, die mit der sozialen Absicherung zusammenhängen, kommen öfters vor als bei Männern. Weltweit sind die Bäuerinnen in den landwirtschaftlichen Familienbetrieben, die ihrerseits 70 Prozent der Welternährung gewährleisten, die wichtigste Kraft. Trotz dieser wichtigen Funktion haben sie kaum Zugang zu Land oder Bildung, ihre Rechte sind vielerorts eingeschränkt.

Zum ersten Mal haben sich die beiden Organisationen SWISSAID und SBLV zusammengefunden, um gemeinsam politische Forderungen zu stellen. Sie wollen einerseits Anpassungen betreffend der Situation der Bäuerinnen in der Schweiz im Rahmen der Agrarpolitik 2022+ und eine Verstärkung des Fokus auf die Bäuerinnen im Rahmen der Internationalen Zusammenarbeit ab 2021. Bezüglich beider Themen werden im Parlament ab Herbst 2019 wegweisende Entscheide gefällt.

Anne Challandes, Präsidentin des SBLV erklärt, dass trotz gewichtiger Unterschiede auch Gemeinsamkeiten zwischen der Situation der Bäuerinnen hier und weltweit existieren. Auch in der reichen Schweiz ist die soziale Absicherung der Bäuerinnen alles andere als selbstverständlich. Die zunehmende Anzahl Anrufe an das Bäuerliche Sorgentelefon, an das SBLV-Sekretariat wie auch die Beratungsgespräche der SBLV-Plattform «Hilfe und Unterstützung» zeigen, dass der Handlungsbedarf gross ist. Anne Challandes fordert, dass die soziale Absicherung in der neuen Agrarpolitik ab 2022 aufgenommen wird, damit in der Schweiz Fortschritte für die Situation der Bäuerinnen erzielt werden. Zentral ist, dass Frauen, die ohne angemessene Bezahlung und ohne Sozialversicherungen arbeiten, nicht mehr fälschlicherweise als nicht erwerbstätig gelten. Bäuerinnen müssen auch von den Vorteilen der Arbeitnehmenden profitieren können.

Die Debatte um die zukünftige Agrarpolitik wie auch der zukünftige Kurs der internationalen Zusammenarbeit (IZA) zeige, dass eine übergeordnete Sicht auf die Situation der Bäuerinnen wichtig sei, sagt Christine Badertscher, Verantwortliche für das Dossier Landwirtschaft bei SWISSAID. Sie betont, dass mit dem neuen Kurs der IZA nicht nur das Frauenthema, sondern der Kampf gegen Armut und Hunger ganz aus dem Blickwinkel zu geraten drohe.

Deshalb fordert SWISSAID, dass die Bäuerinnen auch in der neuen IZA-Botschaft eine wichtige Rolle spielen. Denn oft sind sie es, die allein für die Versorgung der Familie zuständig sind. Ihre Situation muss verbessert werden. Frauen müssen Zugang zu Landrechten haben, damit sie ihre Familie mit Lebensmitteln versorgen können. Auch die politische Mitbestimmung der Frauen in bäuerlichen Organisationen ist enorm wichtig für ein selbstbestimmtes Leben der Bäuerinnen. Die Rechte der Frauen auf Mitsprache in der Gesellschaft sind deshalb unbedingt auch auf dem Land zu stärken. Die Schweizer Entwicklungszusammenarbeit soll einen wesentlichen Beitrag zur nachhaltigen Entwicklung der ländlichen Regionen leisten. Ansonsten drohen, einmal mehr, die Ärmsten auf dieser Welt unter der politischen Kurzsichtigkeit zu leiden.

Auf dem Bundesplatz fand heute Morgen der Startschuss zur   politischen Kampagne für die soziale Absicherung von Bäuerinnen statt. Sie dauert vier Monate und endet im Herbst dieses Jahres mit der Einreichung der gesammelten Unterschriften des Appells beim Eidgenössischen Departement des Innern und beim Eidgenössischen Departement für auswärtige Angelegenheiten.

Fotos zur freien Verwendung (Bildnachweis: SWISSAID)
Bild Lancierung (v.l.n.r.): Anne Challandes, Martina Munz, Claudia Friedl, Bernhard Guhl, Markus Allemann, Christine Badertscher, Sibel Arslan, Isabelle Chevalley.

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