Die neue Gentechnologie wird oft als Lösung für die Probleme der Landwirtschaft – Klimaerhitzung, Pestizide, Verlust von Biodiversität und Bodenfruchtbarkeit – angepriesen. «Dies ist jedoch der falsche Ansatz», sagt der Verantwortliche für Saatgut und Biodiversität Simon Degelo von SWISSAID. Es braucht einen Wandel hin zu einer agrarökologischen und gerechten Landwirtschaft – sowohl in der Schweiz als auch im globalen Süden.

Die neuen Verfahren sollen angeblich auch kleinen Züchtern in Entwicklungsländern ermöglichen neue Pflanzen züchten, die beispielsweise resistenter gegenüber Trockenheit sind. Dies ist ein Trugschluss: Es gibt bereits tausende von Patenten auf gentechnologische Verfahren und viele sind in den Händen der drei grossen Agrarkonzerne, Corteva, Bayer und Syngenta. Für die Nutzung braucht es das Einverständnis der Patentinhaber und Lizenzgebühren fallen an. Statt zu einer Demokratisierung der Züchtung, führt die neue Gentechnologie zu einer weiteren Monopolisierung der genetischen Vielfalt.

Bäuerliches Saatgut vielversprechender

Auch mit der neuen Gentechnologie ist unwahrscheinlich, dass trockenheitsresistente Sorten erzeugt werden. Das wurde bereits vor dreissig Jahren mit den alten Verfahren versprochen und doch ist bis heute keine Sorte mit solchen Eigenschaften auf dem Markt. Robuste Sorten gibt es jedoch bereits bei den Bäuerinnen und Bauern des globalen Südens: Sie züchten seit Jahrtausenden Saatgut, welches den lokalen Gegebenheiten bestens angepasst ist, beispielsweise Reissorten, welche tolerant gegen salzhaltiges Wasser sind, oder Hirse-Sorten, die Hitze- und Trockenperioden gut widerstehen.

SWISSAID plädiert dafür, die aktuelle Diskussion um Gentechnologie in der Landwirtschaft in einen globalen Zusammenhang zu stellen: Gegenwärtig wird in der EU und weltweit über deren Regulierung diskutiert. Die Agrarindustrie betreibt intensives Lobbying, damit diese der herkömmlichen Züchtung gleichgestellt werden, ohne jegliche Regulierung: Die gentechnisch veränderten Pflanzen könnten ohne Risikoabschätzung freigesetzt werden und die Bäuerinnen und Bauern sowie die Biodiversität hätten das Nachsehen.

Die Risiken zeigen sich etwa in der USA: Bei einer mit Gentechnik erzeugten Rinderrasse wurde ein Gen für Antibiotikaresistenz gefunden, das versehentlich eingefügt worden war. Weitaus gravierender wären aber die sozialen Auswirkungen, wenn die neuen Technologien die Patentierung und die Monopolisierung des Saatguts weiter anheizen. Deshalb fordert SWISSAID eine Verlängerung des Gentech-Moratoriums ohne Ausnahmen.

Weitere Informationen:

  • Simon Degelo, Verantwortlicher Saatgut und Biodiversität SWISSAID, Tel, 076 824 00 46, s.degelo@swissaid.ch
  • Thaïs In der Smitten, Medienverantwortliche SWISSAID Tel: 077 408 27 65, media@swissaid.ch