Durch den Ukraine-Krieg sind die Importe von russischem Gold in die Schweiz zusammengebrochen. Russland ist weltweit der zweitgrösste Goldförderer. Das Land produziert jedes Jahr mehr als 340 Tonnen des wertvollen Metalls, das einen Wert von etwa 20 Milliarden US-Dollar hat. Die internationalen Sanktionen wirkten sich auf Schweizer Raffinerien aus, die auf den direkten Handel mit Gold aus Russland verzichten mussten. Ebenfalls im März sind aber die Goldimporte aus Dubai in die Schweiz massiv in die Höhe geschnellt: 36 Tonnen Gold im Wert von 2,1 Milliarden Franken wurden beim Bundesamt für Zoll und Grenzsicherheit registriert – so viel pro Monat wie seit sechs Jahren nicht mehr.

Trotz der Sanktionen ist das Risiko, dass russisches Gold über die Vereinigten Arabischen Emirate (VEA) in die Schweiz importiert wird, hoch. Experten sind sich einig, dass China und die VAE zu den wichtigsten Exportdestinationen für russisches Gold gehören. Die VAE sind ein problematischer Goldumschlagplatz. Sie wurden bereits von Ländern wie Venezuela oder Libyen, die internationalen Sanktionen unterworfen waren, zur Goldwäsche genutzt.

Der Ukraine-Krieg und seine Auswirkungen werfen ein Schlaglicht auf ein Problem, welches SWISSAID mehrfach angeprangert hat: Die Herkunft der Goldimporte in die Schweiz ist nicht genügend transparent. Immer wieder gelangt durch Zwischenhandel Edelmetall aus zweifelhaften Quellen in der Schweiz und es ist nicht ausgeschlossen, dass so kriegerische Konflikte mitfinanziert sowie Menschenrechtsverletzungen, Kinderarbeit und Geldwäsche mitgetragen werden.

«Der Bund und die Raffinerien stehen in der Pflicht, alles dafür zu tun, dass die Schweiz kein Schlupfloch für russisches Gold aus Dubai wird», sagt Marc Ummel, Verantwortlicher Dossier Rohstoffe bei SWISSAID. SWISSAID fordert, dass die schweizerische Edelmetallkontrollgesetzgebung die OECD-Richtlinien übernimmt: Diese Richtlinien verpflichten die Industrie, die Kontrolle über ihre gesamte Lieferkette zu haben. Sie fordert auch mehr Kontrollen durch internationale Standards wie die LBMA (London Bullion Market Association). Einige Schweizer Raffinerien gehen weiterhin Risiken ein, indem sie Gold problematischen Ursprungs aus den VAE beziehen, über die Konfliktgold gehandelt wird, eine Haltung, die für SWISSAID nicht akzeptabel ist. Schweizer Raffinerien müssen verpflichtet werden, die tatsächliche Herkunft von Gold, das über Zwischenhändler verkauft wird, zu deklarieren.

Die Schweiz muss kohärent sein: Sie kann nicht einerseits die internationalen Sanktionen gegen Russland durchsetzen und andererseits die Augen vor der Herkunft des importierten Goldes verschliessen. Raffinerien gehen weiterhin Risiken ein, indem sie Gold problematischen Ursprungs aus den VAE beziehen, wo auch Konfliktgold gehandelt wird.

Info-Box

In der Schweiz gibt es fünf Raffinerien, die dem internationalen Standard der LBMA angehören. Auf Anfrage von SWISSAID antworteten MKS PAMP, Metalor, Argor Heraeus und PX Précinox, dass sie im März 2022 kein Gold aus den VAE importiert hätten. Einige von ihnen weigern sich seit langem, Gold aus Dubai zu importieren, weil die Rückverfolgbarkeit nicht gewährleistet ist und die damit verbundenen Risiken zu hoch sind. Der Branchenführer Valcambi gibt an, im März 2022 Gold aus den VAE importiert zu haben, und erklärt, dass er sich an die geltenden Richtlinien und Sanktionen gehalten habe.

Kontakt:

  • Marc Ummel, Verantwortlicher Dossier Rohstoffe SWISSAID, Tel: 079 694 49 21, m.ummel@swissaid.ch
  • Thaïs In der Smitten, Medienverantwortliche SWISSAID, Tel: 077 408 27 65, media@swissaid.ch