Der aktuelle Zollstreit mit den USA hat die Goldindustrie unfreiwillig ins Rampenlicht gerückt: Gestern verkündete der US-Präsident Donald Trump, dass nun doch keine Zölle auf Goldimporte in die USA erhoben würden. Davor hatte die Tatsache, dass aussergewöhnlich viele Exporte dieses Jahr stark zum von Donald Trump kritisierten Handelsdefizit beigetragen haben, viel Kritik mit sich gebracht. Ausgelöst worden war die Goldnachfrage aus den USA durch die grosse Nachfrage nach sicheren Wertanlagen seit dem Amtsantritt von US-Präsident Donald Trump. 

Im Globalen Süden hat der auf Grund der geopolitischen Instabilität stetig steigende Goldpreis einen wahren Goldrausch ausgelöst. «In zahlreichen afrikanischen Ländern entstehen laufend neue handwerkliche Minen, meist illegal. Hier sind die Problematiken von Umweltverschmutzung, Menschenrechtsverletzungen, Geldwäscherei und Einnahmeverlusten für die betreffenden Länder besonders akut», erklärt Marc Ummel, Rohstoff-Experte bei SWISSAID, NGO für Entwicklungszusammenarbeit. (vgl. Recherchen von SWISSAID) 

In zahlreichen Recherchen hat SWISSAID den Import von fragwürdigem Gold in die Schweiz nachgewiesen. Der Schweizer Goldsektor wurde von mehreren Sonderberichterstattern der Vereinten Nationen und von den deutschen Behörden wegen mangelnder Transparenz kritisiert. Die Schweiz ist die grösste Drehscheibe für den internationalen Goldhandel und verfügt über die weltweit grössten Goldraffineriekapazitäten. 

Im Jahr 2024 importierte die Schweiz 2’162 Tonnen Gold im Wert von 93 Milliarden Franken. SWISSAID ist besorgt über die mangelnde Transparenz dieser Importe. Denn der Grossteil dieses Goldes ist bereits raffiniertes Gold, dessen tatsächliche Herkunft nicht deklariert wird. Das eklatanteste Beispiel sind die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE), aus denen die Schweiz seit Jahresbeginn bereits 176,5 Tonnen des Edelmetalls (CHF 15,2 Milliarden) importiert hat. Die VAE sind das wichtigste Transitland für illegales Gold aus Afrika und Konfliktgold (z. B. Sudan), wie SWISSAID aufgezeigt hat. 

Im Rahmen der Debatte rund um die US-Zölle, wurde zudem vorgeschlagen, den physischen Goldexport mit einem Kniff aus der Güterhandelsbilanz zu nehmen, indem man ihn als Kapitalstrom verbucht oder nur den Mehrwert der Dienstleistung vermerkt. «Das ist keine gute Idee», argumentiert Marc Ummel, «wenn der Goldhandel aus der Zollstatistik verschwindet, gibt es keine Möglichkeit der Nachverfolgbarkeit mehr und ergo noch weniger Transparenz. Es braucht aber mehr Transparenz und nicht weniger, um zur Reduktion von Menschenrechtsverletzungen, Umweltschäden und bewaffneten Konflikten im weltweiten Goldhandel beizutragen.»

Forderungen

Seit mehreren Jahren verspricht die Schweizerische Vereinigung der Edelmetallfabrikanten und -händler (ASFCMP) mehr Transparenz. «Es ist an der Zeit, dass der Dachverband seinen Worten Taten folgen lässt und von seinen Mitgliedern verlangt, die Namen ihrer Lieferanten zu veröffentlichen», fordert SWISSAID-Rohstoff-Experte Marc Ummel 

Das Parlament hat diesen Sommer ein neues Zollgesetzt und damit auch eine strengere Edelmetallkontrolle verabschiedet. Künftig müssen Raffinerien die ganze Lieferkette kontrollieren und nicht nur die direkten Lieferanten. Konkrete Vorgehensweisen werden aber erst in der Verordnung festgelegt: SWISSAID fordert, dass die Verordnung über die Edelmetallkontrolle exakt an die OECD-Richtlinien angepasst wird, welche beispielsweise eine Offenlegung der Namen der Lieferanten vorsehen. «Die Goldbranche muss endlich vollumfänglich Transparenz schaffen und Menschenrechtsverletzungen in ihren Lieferketten verhindern. Nur so kann sie verhindern, dass die Schweizer Öffentlichkeit die Geduld mit diesem Geschäftsmodell verliert», erklärt SWISSAID-Präsident Fabian Molina. 

 

Weitere Informationen:

Key Findings

SWISSAID-Goldstudie 2024 «On the trail of African gold. Quantifying production and trade to combat illicit flows.»

Kontaktpersonen:

Marc Ummel, Verantwortlicher der Rohstoffabteilung SWISSAID,
Tel: +41 (0)79 694 49 21, m.ummel@swissaid.ch

Fabian Molina, SP-Nationalrat und SWISSAID-Präsident,
Tel: +41 (0)79 781 12 28, fabian.molina@parl.ch

Thaïs In der Smitten, Medienverantwortliche SWISSAID,
Tel: +41 (0)77 408 27 65, media@swissaid.ch